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OKTOBER 2020

Editorial

Über Äpfel und Birnen

Z

u den Äpfeln: Ich weiß nicht, ob es richtig ist, das Corona-Virus als derart große Gefahr für die Menschheit einzustufen. Wenn ich mir die Infektionszahlen ansehe und sie mit den Todeszahlen vergleiche, würde ich mich momentan zu sagen trauen: Ist alles nicht so tragisch. Leider oder eher zum Glück ist es relativ egal, was ich mir zu diesem Thema denke. Denn die Regierungen dieser Welt haben gemeinsam mit ihren Experten recht einheitlich beschlossen, dass Corona eine Megabedrohung ist und alles diesem einem Thema untergeordnet werden muss. Die Politik sieht sich am Zug, die Infektionszahlen einzudämmen. Und dafür werden jetzt so lange Maßnahmen gesetzt, bis dieses Ziel erreicht ist.

 

Das führt uns zu den Birnen. Wer verstanden hat, dass er diese Strategie der Regierung nicht beeinflussen kann, muss sehr schnell zu folgendem Schluss kommen: Wer nicht will, dass die Wirtschaft kollabiert, muss sich an die Maßnahmen halten. Völlig egal, ob man sie sinnvoll findet oder nicht. Wer sich nicht an die Maskenpflicht hält, ist kein cooler Revoluzzer und Freigeist, sondern mitschuldig, wenn Österreichs Wirtschaft weiter an Boden verliert. Wer jetzt nach 22 Uhr im Lokal sitzt, ist kein starker Typ, sondern provoziert mit seinem Handeln einen weiteren Lockdown. Es ist schlichtweg kein Zeichen von Intelligenz, ausgerechnet jetzt auf Freiheit und Menschenrechte zu pochen.

 

Und sind wir uns doch bitte mal ehrlich: Wenn es kalt ist, setze ich mir selbstverständlich eine Mütze auf und binde mir einen Schal um. Aber das Tragen einer Maske, die die Verbreitung eines Virus eindämmen kann, soll ein Problem sein? Dass Egoismus und Ignoranz keine Grenzen kennen, ist keine neue Erkenntnis, in diesen Tagen schmerzen sie aber mehr denn je. Besonders intensiv durfte ich diese kollektive Dummheit kürzlich auf zwei städtischen Almen über Innsbruck erleben: Beide völlig überfüllt, die Menschen quetschten sich ohne Mundschutz aneinander vorbei und auch beim Eintritt in die Alm setzten die meisten nur widerwillig und mehr schlecht als recht eine Maske auf. Keine der beiden Almen sah sich nur annähernd in der Verpflichtung, diesen Umstand zu verändern oder gar die maximale Personenanzahl zu reglementieren. Schlimmer war es nur ein Stück Richtung Osten. Dort erklärte man überhaupt, dass es Masken in dieser Höhe nicht brauche, Abstand halten reiche – sei ja eh alles Natur. 

 

Kurzum: Wenn man eine Maske trägt, bedeutet das in der Stadt – und auch am Berg – nicht, dass man uncool ist. Man outet sich nicht als ängstlicher Panikmacher, Schwitzer oder Pandemie-Sympathisant. Es bedeutet lediglich, dass man seinen Teil dazu beiträgt, dass wir schnellstmöglich zur Normalität zurückkehren können und es nicht zu neuen Maßnahmen kommt, die unsere Wirtschaft endgültig lahmlegen. Denn das würde uns allen weitaus größere Probleme bereiten, als es das Tragen einer Maske je tun kann.

 

PS: Eine Maske, die die Nase nicht bedeckt, ist übrigens wie eine Badehose, aus der der Zipfel heraushängt. 

 

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