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JÄNNER 2018

Editorial

Mischen impossible – das Spiel für Streitsüchtige

Und so funktioniert's:

• Lesen Sie die drei Thesen zum Thema durch.

• Wahrscheinlich können Sie diese isoliert betrachtet bejahen.

• Dann heißt es lustig Thesen mischen und eigene Interpretation dazugeben. Polemik und Extremismus sind hier nicht nur gefragt, sondern erwünscht.

• Sie finden zwei Beispiel-Mischungen zur Anregung, aber gefragt ist Ihr ganz persönlicher Thesen-Cuvée.

• Gewonnen hat der Diskutant mit den meisten Mischungen.

• Der Spieler, der erkennt, dass Thesen-Mischen gefährlich ist, und aussteigen möchte, muss einfach nur „Mischen impossible“ schreien und nicht mehr mitmachen.

 

Runde 1: Schlafverbot in der Altstadt

These 1: Die Kaufleute einer Innenstadt, die vom Tourismus lebt, leidet unter Obdachlosen, die vor Geschäften verweilen oder nächtigen.

These 2: Menschen, die auf der Straße schlafen müssen, können einem wirklich leidtun.

These 3: Es gibt nicht genügend Notschlafstellen in Innsbruck, zudem nehmen diese keine Alkoholiker auf. Weiters hört man immer wieder von Gewalt in den Unterkünften.

Beispielmischung 1: In einer modernen Gesellschaft darf man Obdachlose nicht wegsperren. Es kann nicht nur immer um Profit gehen, menschliche Grundwerte sind wichtiger, und außerdem: Wer will in einer Stadt mit so vielen Verboten leben?

Beispielmischung 2: Das Problem gibt es ja erst, seitdem die ganzen Ausländer hier schlafen, und außerdem ist es wohl bitte logisch, dass jemand, der Miete zahlt und Arbeitsplätze schafft, auch ein Anrecht darauf hat, faire Marktbedingungen zu bekommen

Runde 2: Unsere neue Regierung

These 1: Österreich hat jetzt eine Mitte-Rechts-Regierung.

These 2: Diese Regierung wurde demokratisch gewählt. 

These 3: Die nächsten Wahlen kommen bestimmt.

Beispielmischung 1: Man muss das einfach verhindern. Das Ansehen in der Welt ist im Eimer und Wahl hin oder her: Man muss jetzt einschreiten und dem Wahnsinn ein Ende bereiten.

Beispielmischung 2: Endlich wird mal aufgeräumt in Österreich. Höchste Eisenbahn, dass da mal etwas passiert nach all den Jahren des Stillstandes.

Runde 3: MeToo

These 1: Für einen Harvey Weinstein braucht es keine Unschuldsvermutung. Er ist ein Perverser, der seine Machtposition ausnützt, um Frauen zu erniedrigen und zu sexuellen Handlungen zu zwingen.

These 2: Wenn eine Frau sich schön herrichtet, um Männern zu gefallen, ist dies keine Einladung zur sexuellen Nötigung. Es ist aber deswegen noch lange kein schlechter Weg, um Anerkennung zu erhalten und einen lustigen Abend zu erleben. 

These 3: Menschen werden für ein Thema sensibilisiert, wenn es gesellschaftlich erlaubt ist. Meistens schlägt dabei das Pendel – zu-min-dest kurzfristig – in das andere Extrem aus.

Beispielmischung 1: Diesen ganzen Perversen geht es jetzt endlich an den Kragen. Und das Beste: Beinerasieren ist auch endlich Geschichte.

Beispielmischung 2: Ich rate jedem wieder mal zu einem Besuch beim Zeltfest, um das Thema zu relativieren. Und wie heißt es so schön: Emanzipation ist, wenn die Chefärztin den Pfleger bumst.

 

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