nd plötzlich war sie da – die Fastenzeit. 40 Tage des Entbehrens und Verzichtens, bis die Erlösung in Form des Osterfestes naht. Der Fasten-Klassiker findet sich in beinahe allen Religionen wieder, wird aber unterschiedlich intensiv gelebt. Im Mittelalter war man sich da noch näher, erlaubten die christlichen Fastenregeln damals nur eine Mahlzeit am Tag, die am Abend eingenommen wurde und nicht aus Fleisch, Eiern oder Milchprodukten bestehen durfte. Alkohol war sowieso verboten. Was nach heutigen Verhältnissen nach Ramadan klingt, war normaler christlicher Brauch. Heute nimmt das unsere Kirche lockerer und spricht mehr von Askese und Buße. Man möge in dieser Zeit mehr beten, mehr Werke der Nächstenliebe verrichten und auf Dinge bewusst verzichten. Für letzteres hätte ich sogar drei konkrete Vorschläge anzubieten:
1.
Verzichten wir 40 Tage lang auf Diskussionen, ob 60 Millionen Euro für eine neue Patscherkofel-Bahn a.) viel, b.) viel zu viel oder c.) wahnsinnig viel sind. Es bringt nämlich nichts, weil wir uns d.) so viel Geld gar nicht vorstellen können, e.) das Ganze sowieso gebaut wird und f.) bei der Hungerburgbahn auch alle geschimpft haben und heute zumindest keiner mehr weiß, was das Teil gekostet hat (mit 35 Millionen in etwa die Hälfte).
2.
Verzichten wir 40 Tage lang auf Neuigkeiten im Fernsehen, Radio und im Internet, die mit Donald Trump zu tun haben. Ich kenne mich inzwischen in der amerikanischen Politik besser aus als in der österreichischen – ohne, dass ich das je wollte. Ja, er ist ein Verrückter, und nein, er wird die Welt nicht an den Abgrund führen. Kurzum: Wenn ich #notmypresident schreibe, meine ich das vielleicht ideologisch, aber vor allem geografisch!
3.
Verzichten wir 40 Tage lang darauf, Meinungen zu haben, ohne sie uns vorher zu bilden. Wer nur aus dem Bauch heraus entscheidet, neigt dazu, irgendwelche alten Muster zu prolongieren, ohne zu überprüfen, ob die überhaupt noch zu einem passen. Immerhin haben wir im nächsten Jahr sehr oft die Qual der Wahl. Wahrscheinlich noch vor dem Sommer stimmen wir über die Rolle Innsbrucks und Tirols bei den Olympischen Winterspielen ab. Noch im Herbst, munkelt man, wird es Nationalratswahlen geben und im nächsten Frühjahr stehen die Innsbrucker Gemeinderatswahlen und auch die Landtagswahlen an. Bleibt nur die Frage, ob man ein besonders guter Christ wäre, wenn man auf all das verzichten könnte?