Wir empfehlen
MÄRZ 2015

Editorial

Schrecken ohne Ende

A m 8. Mai ist es genau fünf Jahre her, dass sich die EU entschied, Griechenland nicht in die Pleite zu schicken, sondern wieder auf die Beine zu helfen. Aus heutiger Sicht wohl eine denkbar schlechte Entscheidung, denn wer glaubt, dass das hoch verschuldete Land auf diese Weise gesunden kann, ist vielleicht ein grenzenloser (Achtung: doppeldeutig) Optimist, aber mathematisch wohl kaum hochbegabt. Oder anders formuliert: Wäre Griechenland eine Firma, müsste man sie sofort in den Konkurs schicken, weil die geringe Wirtschaftsleistung die Schuldenberge nie abbauen wird können. 
// 

Das weiß auch die gefühlte Präsidentin Europas, sie hat mit dieser Wahrheit nur ein Problem: Von den über 300 Milliarden Euro Schulden finanziert sie den Griechen rund ein Viertel. Kommt es wirklich zum „Grexit“ sind nicht nur 80 Milliarden weg, sondern auch die EU-Idee an sich und der Gemeinschaftswährung-Gedanke würden böse Kratzer abbekommen. Denn einen Weg der Besserung hat es in den letzten Jahren auf keiner Front gegeben. Im Gegenteil: Die Kluft zwischen Süd- und Zentraleuropa ist größer geworden, das Selbstwertgefühl und -vertrauen der Griechen immer kleiner. Die gönnerhaften, wirtschaftlich Stabilen erteilen den gaunerhaften Südländern Lektionen in Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit? 

Griechenland selbst müsste wieder auf eigenen Beinen stehen lernen.

Ebenso erfolgreich könnte man probieren, einem Deutschen zu raten, weniger an die Zukunft zu denken und einfach mal das Leben zu genießen. Im Falle Griechenlands werden nicht nur wirtschaftliche Realitäten ignoriert, es wird so getan, als hätte Europa nicht nur eine gemeinsame Regierung und Währung, sondern wäre auch in Sachen Mentalität und Einstellung plötzlich gleich, weil es sich ein paar Brüsseler Spitzen wünscht.

// 

Kurzum: Griechenland muss raus aus der EU und wer das jetzt noch nicht kapiert hat, wird das in ein paar Jahren tun. Denn derzeit üben sich beide Seiten in reinen Verzögerungsmaßnahmen. Dort fließen wieder ein paar Milliarden, da wird neues Sparpotenzial erkannt, dort wird eine längere Frist eingeräumt, da bedankt man sich dafür besonders freundlich. Getreu dem Motto „ein bisschen mehr Würde würde nicht schaden“, wäre der Ausstieg für alle das Beste. Die EU würde zeigen, dass es auch Grenzen bei der Solidarität gibt, und potenziellen Nachahmer-Kandidaten vorsorglich das Wasser abgraben. Und Griechenland selbst müsste wieder auf eigenen Beinen stehen lernen. Denn so viel ist klar: Wirtschaftlichkeit geht mit Eigenverantwortung einher und bei diesen beiden Themen haben Griechenland wie EU noch großen Aufholbedarf.           

 

[email protected]