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AUGUST 2015

Editorial

Not gegen Elend

N

eben Mitgliedsstaaten, die Gefahr laufen in die Pleite zu schlittern, wird es das Megathema der Europäischen Union werden. Es wird die Geister scheiden, zu echten Problemen im Alltag führen, und jeder Tag, an dem nicht an einer Lösung gearbeitet wird, wird uns irgendwann teuer zu stehen kommen. Wie viele kann Europa aufnehmen? Wen soll man überhaupt ins Land lassen? Und vor allem: Was macht man mit dieser riesen Menge an Menschen voller Hoffnung, aber ohne Zukunft? Klar ist nur: Der Asyl-Problematik wird man sicherlich nicht mit Nächstenliebe Herr. Vielleicht hilft ein nüchterner Blick auf das Problem, möglichst emotionslos, dafür faktenorientiert.

1.) Europa kann es sich nicht leisten, jeden ins Land zu lassen, der gerne aufgenommen werden möchte. Es gibt genügend Probleme vor der eigenen Tür, und wie heißt es so schön: Der Heiler sollte gesund sein.

2.) Wir unterscheiden viel zu selten nach der Art des Asylantrages. Flüchten Menschen aus humanitären Gründen (z. B. aus Syrien), ist das im Verhältnis sorgenfreie Europa verpflichtet zu helfen. Das ist keine Frage der Nächstenliebe, sondern des Hausverstandes.

3.) Flüchten Menschen (man vermutet, es handelt sich um mehr als die Hälfte der Asylwerber) aus wirtschaftlichen Gründen, muss man diese Asylwerber abweisen. Auch wenn es hart scheint: Der Wirtschaftsflüchtling nimmt dem humanitären Flüchtling irgendwann den Platz weg. Afrikaner zahlen oft fünf Jahresgehälter und mehr, um nach Europa zu kommen. Dort angekommen, ist die Enttäuschung meist sehr groß, da man sich das Paradies ganz anders vorgestellt hat. Gleichzeitig ist die Flucht mittelmäßig intelligent, denn fünf Jahresgehälter sind mehr als ausreichend, um sich in den meisten afrikanischen Staaten eine Existenz (zum Beispiel ein eigenes Geschäft) aufzubauen. Das würde dem Flüchtenden viel ersparen, eine echte Chance auf Zukunft geben und dem afrikanischen Land wäre nebenbei auch geholfen.

4.) Die Asyldebatte wird die Fronten zwischen Links und Rechts weiter verhärten. Mangelnde Information, wie derzeit betrieben, wird automatisch zum Aufschwung der Rechten in Europa führen. Denn es ist ein leichtes Spiel, den Normalbürger aufzuhetzen, indem man seine Ängste vor dem Fremden im Allgemeinen und die vom Wohlstandsverlust im Speziellen schürt.

5.) Ohne Beschäftigungsmodell wird es für die aufgenommenen Asylwerber eine triste Zukunft. Die Sprachbarriere ist groß und Beschäftigung wird dadurch schwierig. Es bilden sich also Gruppen, die weder der Sprache mächtig sind, noch eine Chance auf einen ordentlichen Verdienst haben. Das spielt den Hardlinern argumentativ in die Hände und auch der größte Menschenfreund weiß, dass mit diesen Voraussetzungen kein Happy End möglich ist.

Um einen Blickwinkel erweitert, bringt das Thema wohl am besten eine Geschichte auf den Punkt, die derzeit in mehreren Abwandlungen durchs Netz geistert: „Ein Banker, ein Asylwerber und ein Durchschnittsbürger sitzen an einem Tisch mit 20 Keksen. Der Banker nimmt sich 19 Kekse und sagt zum Durchschnittsbürger: Pass auf, der Asylwerber nimmt dir dein Keks weg!“

 

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