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APRIL 2017

Editorial

Über Bahnsinn und Bahnvorstellungen

B

esonders kurz war er dieses Jahr. Spät ist er gekommen, um nur ein paar Wochen zu bleiben. Viele behaupten sogar, er ist eigentlich gar nie dagewesen, ausgefallen sozusagen. In Wintern wie diesen haben Skigebiete, die nicht über ausreichend Höhe verfügen, ein echtes Problem. Ohne Kunstschnee ist gar nichts zu machen und auch mit Beschneiung hält die weiße Pracht nur kurz. Egal ob Nordkette, Mutterer Alm, Glungezer oder eben Patscherkofel – die Berge rund um Innsbruck sind leider zu nieder, um den Ansprüchen der Wintersportler gerecht zu werden. Nur ein paar Wochen waren es heuer, in denen das Skifahren rund um Innsbruck möglich war, so richtig Spaß gemacht hat es aber nicht.

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Nicht so tragisch, meinen Touristiker, der Skigast komme ohnehin nicht nach Innsbruck, sondern plane seinen Urlaub in Tirols schneesicheren Gebieten. Und während man auf der Nordkette hinter vorgehaltener Hand überhaupt davon spricht, dass eigentlich nur der Sommerbetrieb wirklich Sinn macht, geht Innsbrucks zweiter (oder erster, eine Frage der Sichtweise) Hausberg seine eigenen Wege. Insofern trifft es sich gut, dass unsere Bürgermeisterin ebendies auch gerne tut und das dann auch noch ihren Koalitionspartnern – Grüne, Volkspartei und Sozialdemokraten – gut verkauft. Die müssen übrigens ziemlich angeschlagen sein, um einem solchen Streitthema so blindlings zuzustimmen. Immerhin darf man sich doch wirklich fragen: 

Wer investiert 70 Millionen Euro in ein Skigebiet, das nach heutigen Maßstäben keines ist und auch nicht verlässlich gebraucht wird?

 

Wer investiert 70 Millionen Euro in ein Skigebiet, das nach heutigen Maßstäben keines ist und auch nicht verlässlich gebraucht wird? Ließe sich eine private Firma auf der ganzen Welt dafür finden – ich wäre mehr als verwundert.

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Gut, vielleicht läuft das Ganze über den Schnapsidee-Ausgleichsfonds. Die Bürgermeisterin unterstützt das Albtraum-Parkraumkonzept und im Gegenzug werden die Grünen plötzlich Befürworter von neuen Liften und Skigebieten, was sich sonst wohl eher nicht im Parteiprogramm finden lässt. Und Schwarz und Rot müssen wie immer schweigen und dankbar sein, dass sie überhaupt dabei sein dürfen. Das bisschen Opposition kann da wohl nichts ausrichten, auch wenn eine von den NEOS in Auftrag gegebene Umfrage nur 25 Prozent finden kann, die hinter dem neuen Großprojekt stehen, 65 Prozent sind klar dagegen.

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Ich persönlich denke nach dem Preis-Leistungs-Prinzip: Was bekomme ich für die 70 Millionen? Was würde sonst mit dem Geld passieren? Wie mutig oder selbstsicher muss man sein, so ein Thema kurz vor einer Wahl einfach durchzuboxen? Warum müssen wir über olympische Spiele abstimmen, aber 70 Millionen Steuergeld für den Patscherkofel dürfen ohne Volksentscheid den Besitzer wechseln? Viele Fragen, eine Antwort: Vielleicht machen die da oben wirklich, was sie wollen.

 

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