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APRIL 2016

Editorial

Regulierungswahn am Steuerhahn

N

eulich Abend klingelt es an meiner Tür. Auf Nachfrage, wer denn da sei, vernehme ich eine ernste Stimme: „Die Polizei, machen Sie bitte die Tür auf!“ Mich und meine Hände generell in Unschuld waschend, öffne ich prompt, um die ernste Miene eines Polizisten zu erblicken: „Wir müssen Sie leider verhaften.“ Immer noch unschuldig, aber nicht mehr ganz so cool, sage ich erst mal gar nichts, woraufhin der mir unbekannte Mann es nicht mehr länger aushält und loslacht: „War nur ein Scherz, können Sie mir sagen, wo ich die Hausnummer 60a finde?“

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So etwas gibt es nur in Österreich und es beschreibt dieses Land so unheimlich gut. Nicht so korrekt wie unsere nördlichen Nachbarn, nicht so militant-hierarchisch wie Amerika, aber auch nicht so nachlässig wie der Süden. Und so bin ich mir sicher, dass derselbe Polizist sicherlich keine Gnade kennt, wenn es darauf ankommt, sich aber nicht den ganzen Tag für den wichtigsten Menschen der Welt hält – typisch österreichisch eben. Und in so einem Land, das genauso wie es ist, erstaunlich gut funktioniert, führt man jetzt eine Registrierkassenpflicht ein. Bürokratie pur, die einerseits dazu führt, dass man kleinere Betriebe überfordert, und andererseits viele Menschen auch in finanzielle Bedrängnis bringen wird.

leichter kann man das geld von denen nehmen, die es auch haben.

 

Gerade die Gastronomie ist dafür bekannt, als Einstieg in die Selbständigkeit zu dienen. Rein mathematisch tummeln sich dort deshalb besonders viele schlecht begabte Unternehmer. Diese wiederum kommen oft auch mit viel Arbeit gerade Mal auf ein halbwegs brauchbares Gehalt, das eben oftmals um ein paar nicht versteuerte Hunderter aufgebessert werden muss. Das wird auch künftighin passieren, denn es lässt sich auch mit Registrierkassa wunderbar am Staat vorbei arbeiten – denn, was nicht in die Registrierkasse eingetippt wird, wird auch nicht in dieser landen.

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Anstatt die Bürokratie zu erhöhen, um dadurch minimale Mehreinnahmen zu erzielen, wäre es weitaus vernünftiger, echte Schwarzgeldbastionen anzugreifen. Denn leichter kann man das Geld von denen nehmen, die es auch haben. Ich denke da an all die Pfuscher, die am Wochenende ihren meist ohnehin brauchbaren Monatslohn deutlich aufbessern. Dabei vergönne ich gerade diesen Berufen jeden Euro, weil er durch harte und zeitintensive Arbeit besonders verdient ist. Doch aus Sicht des Staates gehen hier Millionen verloren, die dem Besteuerten auch in reduzierter Form noch Freude bereiten würden. Mit der Registrierkassenpflicht hingegen greift man nur den kleinen Einzelkämpfer an, der ohnehin nicht zu den gesellschaftlichen Gewinnern gehört. Ein bisschen mehr österreichisch und ein bisschen weniger EU-Regulierungswahn täte hier mehr als gut.

 

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