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AUGUST 2014

Editorial

Turbo-Teuerung, Hyper-Inflation?

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eder weiß, dass Innsbruck kein günstiges Pflaster ist. Hohe Mietpreise gepaart mit touristischen Besuchermassen führen ganz automatisch zum Preisanstieg bei Konsumgütern. Gleichzeitig rechnen auch immer weniger Menschen unsere heutigen Euro- in Schillingpreise um. Zu Recht, immerhin liegen hier auch über zehn Jahre Inflation dazwischen, die beim einfachen Umrechnen natürlich nicht berücksichtigt werden.

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Diese Tatsachen ignorierend muss ich an dieser Stelle festhalten: Es ist trotzdem alles viel zu teuer und wir bemerken es oft nicht einmal. Jedes Jahr wieder erzählen uns Experten, dass es keine Teuerung gibt, und versuchen, dies mit Testeinkäufen zu belegen. In Wirklichkeit kauft man Grundnahrungsmittel wie Milch oder Mehl, die seit Jahren aus gutem Grunde ihren Preis halten. Der Rest unterliegt der freien Marktwirtschaft, und die treibt oft seltsame Blüten. Während wir uns über die neuen Parktarife ärgern (oder über das Handyparken freuen), kassieren die privaten Garagen gnadenlos ab – für 2:35 Stunden bezahlt man zum Beispiel 7,20 Euro (99 Schilling). Der Latte Macchiato in der Altstadt darf gerne auch mal mehr kosten (3,40 Euro oder 47 Schilling), das große Bio-Frozen-Yoghurt erhält man für fünf Euro (oder 69 Schilling) und für den gespritzten Fruchtsaft werden gerne auch mal 4,40 Euro (60 Schilling) verlangt.

328 Schilling für ein Mittagessen – früher ein Wahnsinn, heute bekommt man dafür vier Rasierklingen.

 

Diese vermeintlich kleinen Summen haben es in sich, merkt man hier die stetige Teuerung doch am wenigsten. Neben der Gastronomie legen sich die Bäckereien auch ins Zeug. Hier habe ich unlängst 1,20 Euro (16,50 Schilling) für ein Laugenstangerl und über vier Euro (fast 60 Schilling) für einen Laib Brot bezahlt. Verhältnismäßig billig sind heute nur noch die großen Ablenkungsmanöver (Auto, Fernseher) und Volkssüchte (Bier und Zigaretten). Beim Rest wird gnadenlos zugelangt und ausprobiert, denn der Gast lässt sich viel gefallen. So habe ich neulich für ein sehr gut zubereitetes, aber nicht außergewöhnliches Mittagsmenü 23,90 Euro bezahlt. Wenn jemand früher für ein Mittagessen 328 Schilling von mir hätte haben wollen, hätte ich wohl gesagt: Ich möchte dein Essen, nicht dein Restaurant kaufen. Andererseits: Dafür bekommt man heute ja auch gerade mal  vier Rasierklingen.

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Wehren kann man sich gegen die Turbo-Teuerung eigentlich nur durch Verzicht und/oder durch Umzug. So habe ich neulich in einem Innsbrucker Bauernhofbetrieb mit angeschlossenem Restaurant 15,90 Euro (218 Schilling) für ein Pfifferlinggulasch mit Semmelknödel bezahlt, in der Südsteiermark kostet das zum Beispiel gleich viel – allerdings inklusive Übernachtung.