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AUGUST 2014

Essay

Anleitung Nr. 23

Wie man ein Krokodil tötet.

D

as Krokodil hat gegenüber einer ganzen Reihe von Tieren – etwa der Mücke – den unbestreitbaren Vorteil, dass es sich im Falle eines Angriffs grundsätzlich einfach lokalisieren lässt. Wenn keine Schusswaffe zur Hand ist, gestaltet sich der Tötungsvorgang jedoch sehr komplex, weshalb gerade Ungeübte, selbst wenn es die Situation absolut erfordert, oft davor zurückschrecken und stattdessen in Panik oder Ähnliches verfallen. Der erste Rat, den es unbedingt zu beherzigen gilt, lautet: Ruhe bewahren! Und immer daran denken: Das Krokodil hat genauso viel Angst wie man selbst.

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Bevor wir uns mit den verschiedenen Möglichkeiten der Krokodil-Beseitigung beschäftigen, ein paar Worte zu zwei anatomischen Besonderheiten dieses berüchtigten Raubtiers: dem kräftigen Schwanz und dem nicht weniger leistungsstarken Gebiss. Auf eigenen Wunsch ist das Krokodil in der Lage, den sich sachte verjüngenden Auslauf seines Hinterteils in peitschenartige Bewegungen zu versetzen. Wer einem solchen Angriff nicht ein gekonntes Sprungmanöver entgegenzusetzen hat, verliert nur allzu leicht das Gleichgewicht und ist weiteren, sehr wahrscheinlichen Offensivmaßnahmen der krokodilen Gegenseite in äußerst ungünstiger Position ausgeliefert. Das Gebiss wiederum besteht aus einer knappen Hundertschaft scharfkantigster Zähne, wobei der Oberkiefer von geübten Krokodilen um 90 Grad und mehr zurückgeklappt werden kann.

Und immer daran denken: Das Krokodil hat genauso viel Angst wie man selbst.

 

Und damit sind wir auch schon bei den wirkungsvollen Tötungsstrategien angelangt. Mit etwas Geschick lässt sich die letztgenannte Eigenheit der Krokodile nämlich für einen überraschenden Gegenangriff nutzen. Sowie das Tier in Vorbereitung eines Bisses sein Maul weit aufgerissen hat, platziert man einen möglichst robusten Pflock vertikal (!) auf dessen Gaumenplatte. Sehr gut eignen sich dazu Straßenbegrenzungspfosten und Gartenpflöcke, zur Not tut es aber auch ein doppelt genommener Besenstiel. Schnappt das Krokodil nun zu, verhindert der Fremdkörper ein ordungsgemäßes Schließen des Fresswerkzeugs. Mehr noch: Gerade bei herzhaft zubeißenden Krokodilen kommt es sogar immer wieder zur Penetration des Unterkiefers. In beiden Fällen ist das Krokodil seiner stärksten Angriffswaffe beraubt und mit hoher Wahrscheinlichkeit so weit gehandicapt, dass problemlos die Exekutionsroutine mit Messer oder Beil erfolgen kann.

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Auch bei einer weiteren Methode macht man sich eine Angewohnheit der Raubtiere zu Eigen. Denn trotz ihrer außerordentlichen Beißkraft töten Krokodile ihre Beute nicht durch einen Biss: Vielmehr wird das Opfer in aller Ruhe ertränkt. Wer über einen entsprechend langen Atem verfügt, kann hier vom Überraschungsmoment profitieren, das ein plötzlicher Angriff des tot geglaubten Kontrahenten zu entfalten im Stande ist. Während das Krokodil den erschlaffenden Körper seines Beutetiers unweigerlich als Zeichen für sein nahendes Ableben nehmen muss und alle Vorsicht fahren lässt, sammelt man selbst Energie, um zum Gegenschlag auszuholen. Dieser sollte auf einen möglichst neuralgischen Punkt abzielen, wie etwa die Augen, und mit Emphase vorgetragen werden. Da davon auszugehen ist, dass das Krokodil nach einem Moment der Paralyse seinerseits Maßnahmen ergreifen wird, muss auf den Überraschungsangriff eine Aktion folgen, welche geeignet ist, die Situation nachhaltig zum eigenen Vorteil zu beeinflussen.

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Praktisch gesprochen könnte das heißen: Man sticht dem Krokodil mit einem Messer oder einer im Flussbett aufgelesenen abgebrochenen Bierflasche die Augen aus und versetzt das Tier in Kampfunfähigkeit, indem man sein Maul mit einem Gürtel abbindet. Ab diesem Zeitpunkt kann dann im Großen und Ganzen wie bei einer herkömmlichen Nutztierschlachtung vorgegangen werden.