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OKTOBER 2017

Essay

Fuck Abwesenheitsnotizen

And let’s make Büro great again.

F

alls Sie sich angesichts der bevorstehenden Nationalratswahlen an dieser Stelle eine hellsichtige Analyse der politischen Situa­tion erwartet haben, muss ich Sie leider enttäuschen bzw. an die Politologen auf Facebook verweisen, die ja in der luziden Bewertung von sowieso und überhaupt allem viel geschickter sind als ich bornierter Salonproletarier. Gut, eins ist mir schon aufgefallen: Es ist schon erstaunlich, dass die ÖVP diesmal gar nicht antritt.  

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Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich finde das ja gut, wenn man sich auch als Partei zurücknimmt und sagt: Es ist in letzter Zeit nicht alles optimal gelaufen, deshalb setzen wir jetzt einmal aus und lassen den Bub mit seinen Freunden richtig tolle Plakate machen. Zumal der Trend ja in die andere Richtung geht. Stichwort: Es kandidiere, wer kann. Zuletzt wurden in Österreich mehr Parteien gegründet als Start-ups. Und das obwohl wir die siebente Fotofilter-App mit Liegestützenzähler und Smoothie-Bestellknopf ja wirklich dringend brauchen.  

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Jedenfalls: Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema lenken, Sie, wie wir Sozialallergologen zu sagen pflegen, hypersensibilisieren. Insbesondere dann, wenn Sie zum Beispiel Vorsitzender einer jungen Parteibewegungsvolkslisteninitiative sind oder Freimaurer oder – das wäre natürlich überhaupt prima – in einem möglichst großen Bereich über diktatorische Vollmachten verfügen. Sagen wir, Sie sind Kim Jong Un oder IT-Administrator, dann hören Sie mir bitte jetzt ganz genau zu. Weil es ist ja nämlich so: Geht eigentlich noch irgendjemand auch nur aufs Klo, ohne eine Abwesenheitsnotiz einzurichten? Ich sage: Nein. Und ich sage: Das ist ganz schlecht.

Auf Grund von Chili con Carne bin ich heute nicht durchgehend am Computer.

 

Okay, wenn Sie jetzt zum Beispiel tot sind, ist ja gegen den Hinweis, dass die Bearbeitung des E-Mails eventuell etwas länger dauern könnte, nichts einzuwenden. Oder Sie sitzen wegen illegalen Streamings in 8.927 Fällen für zwanzig Jahre im Gefängnis, wo Sie die besten Szenen von Game of Thrones mit einem Pyromanen und drei verschwägerten Gewalttätern hinreißend nachspielen, dann kann man es zweifellos vorausschauend nennen, wenn Sie dazu im Schriftverkehr automatisiert informieren.  

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Ganz und gar nicht okay ist aber: Auf Grund von Chili con Carne bin ich heute nicht durchgehend am Computer. Oder: Wegen Sonnenstürmen könnte es sein, dass ich meine Mails nur alle fünf Minuten abrufen kann. Oder: Es ist jetzt Freitagnachmittag, 17 Uhr, Achtung, Achtung, ich faule Sau bin erst wieder am Montag im Büro.  

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Bitte, nur weil im Internet Ihre personalisierte Müslimischung mit abgezählten Chiasamen immer verfügbar ist, müssen Sie es doch selber nicht sein! Und schon gar nicht brauchen Sie massenweise Warnhinweise zu versenden, bloß weil ein E-Mail vielleicht nicht binnen einer Stunde bearbeitet wird. Wer wirklich etwas Dringendes hat, soll wie anno 1783 anrufen, und die Welt ansonsten vor Mails wie „Ich bräuchte bis heut Abend noch shnell ein einkaufs Zentrum geplant. Dnake“ verschonen.  

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Und wenn der Anrufer es ganz besonders gut machen will, sollte er sich am Herrn Bundespräsidenten ein Beispiel nehmen und bevor er zum Hörer greift, die Van-der-Bellen-Methode beherzigen. Die geht folgendermaßen: Zuerst denken, dann den Geschirrspüler ausräumen, dann noch kurz mit Hund und/oder Zigarette eine Runde um den Block, dann sprechen. Aber nur wenn es sich echt nicht vermeiden lässt.