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OKTOBER 2017

Literatur im Multiformat

Das Tiroler Literaturmagazin Cognac & Biskotten feiert 2017 das 20. Jahr seines Bestehens. Zum Jubiläum hat 6020 dessen Gründer, Kulturvermittler und Kreativkopf Thomas Schafferer, zum Interview gebeten.

Interview: Flo Pranger
Foto: Franz Oss

„Ich mache die Arbeit für Cognac & Biskotten seit nunmehr 20 Jahren ehrenamtlich neben meinem Brotberuf.“

Thomas Schafferer

6020:

Wie und warum wurde Cognac & Biskotten gegründet? Thomas Schafferer: Damals habe ich nach einer Publikationsmöglichkeit für eigene Texte gesucht. Es gab in dieser Zeit, also Mitte bzw. Ende der 1990er-Jahre, nicht gerade ein großes Angebot für junge Autoren in Tirol, ihren Arbeiten mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Das, was es gab, wurde nicht wirklich wahrgenommen. Also lag es auf der Hand, sich selbst so eine Möglichkeit zu schaffen.

Wie ging es dann weiter? Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Produktion einer TV-Sendung“ an der Uni Innsbruck habe ich zu dieser Zeit an einem TV-Format mitgebastelt und die produzierte Probesendung dann auch mitmoderiert. Daraus ist die Idee des Live-Leseformates für Cognac & Biskotten geworden. Die ersten Ausgaben des Magazins waren ganz einfache kopierte Hefte, ein gewisser Trashfaktor war also von Anfang an dabei. Auch, weil es 1998 noch nicht so einfach war wie heute, selber ein professionelles Layout zu entwerfen und ein Hochglanzmagazin drucken zu lassen.

Gibt’s eine Geschichte zum Namen des Magazins? Für die erste Ausgabenpräsentation gab es die Überlegung, das Duo Stermann und Grissemann als Stargäste einzuladen. Ich habe mir mit Cognac Mut angetrunken und Christoph Grissemann angerufen. Er hat abgesagt, der Cognac ist als Teil des Namens aber geblieben.

Woher stammt die Idee, jeder Magazinausgabe ein eigenes Format zu geben? In der Anfangszeit von Cognac & Biskotten habe ich viel mit jungen Musikern zusammengearbeitet und unter anderem Musikkollagen gestaltet. Irgendwie hat es sich dann ganz natürlich ergeben, dass unsere dritte Ausgabe eine Audiokassette wurde – das war die logische Zusammenführung von Musikkollage und Literatur. Als dann klar wurde, wie gut diese Idee funktioniert, war es genauso logisch, auf diesem Weg weiterzumachen, und so wurde seit damals jedes Mal das Format gewechselt – aber nicht nur das. Thema, Format und Präsentationsort sind zu einer Art Gesamtkunstwerk zusammengewachsen, das ist das Besondere an Cognac & Biskotten.

Was war dein Highlight? Ein Höhepunkt war die „Literarische Straßenbahn“, die zwischen 2007 und 2008 ein halbes Jahr in Innsbruck unterwegs war und im Rahmen einer Lesung während der Fahrt und in der IVB-Remise vorgestellt wurde. Momentan halten wir übrigens bei 39 Ausgaben, Ausgabe 40 ist in Arbeit. Das Thema lautet Kampfgeist, das Format wird die literarische Fahne sein. Die Präsentation findet am 2. Dezember im Waffenarsenal im Innsbrucker Zeughaus statt.

 

Wie ist der Literaturclub entstanden und was macht er? Der Club hat sich durch die Autoren entwickelt, die in den Ausgabenpräsentationen herausgestochen sind und auf die Cognac & Biskotten dann zugekommen ist – oder umgekehrt – und die gepusht werden wollten oder sollten.

„Ein Höhepunkt war die literarische Straßenbahn, die zwischen 2007 und 2008 ein halbes Jahr in Innsbruck unterwegs war.“

Thomas Schafferer