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FEBER 2020

Editorial

Öfter mal was Neues

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ünktlich zum Jahreswechsel hat sich’s Innsbruck getraut. Das Feuerwerk – Anziehungspunkt für tausende Touristen und eigentlich nicht wegzudenken – wurde durch die neue Lasershow mit dem besonders originellen wie internationalen Namen „INNszenierung“ ersetzt.

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Dieser Mut hat uns dazu beflügelt, ebenfalls in neue Gefilde vorzustoßen und Altbewährtes zu hinterfragen: Die 6020-Feberausgabe soll von nun an einmal jährlich zum Experiment für uns und unsere LeserInnen werden. Wir wagen uns an neue Formate, frische optische Elemente und neue inhaltliche Zugänge und werden das ein oder andere davon vielleicht auch in kommende Ausgaben (die wieder in bekannter Manier erscheinen werden) einfließen lassen. Im Unterschied zur „INNszenierung“ hoffen wir allerdings, unsere Leserschaft nicht in Gegner und Freunde trennen zu müssen. Und zum Glück kostet unser Experiment auch keine halbe Million Euro.

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Denn spätestens seit der Patscherkofel-Bahn wissen wir, dass Geld allein nicht über Qualität entscheidet. Die Stadtregierung macht es uns allerdings nicht einfach zu verstehen, welche Kriterien sonst maßgeblich sind. Nach dem PEMA2-­Skandal – wir erinnern uns: es wurde etwas völlig anderes gebaut als ausgemacht und das Ganze auch noch mit einer neuen Stadtbibliothek subventioniert – hat man nicht wirklich viel daraus gelernt. Im Gegenteil: wie selbstverständlich winkte der Gemeinderat das neue PEMA-Projekt am Hauptbahnhof durch. Hier geht es vor allem um den Bau eines MotelOnes mit 240 Betten, ein gutes Geschäft für den Bauherren, der diesmal sogar das bauen dürfte, was ausgemacht wurde. Die Vorbildwirkung ist dennoch fatal: Kann man in dieser Stadt wirklich machen, was man will? Und bekommt man als Dankeschön für das Nicht-Einhalten seiner Pflichten sogar Belohnungen?

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Aber was soll man sich erwarten, wenn man einen Blick in die Stadtregierung wirft, die oft mit sich selbst beschäftigt scheint und den Eindruck vermittelt, von einem Elfenbeinturm aus zu regieren, weitab vom Leben des Durschnittbürgers: Hier eine abgewählte Bürgermeisterin, die fröhlich weiterregiert. Dort eine Partei, die den Unterschied zwischen Putsch und Erneuerung nicht kennt. Und mittendrin FPÖ und SPÖ, die zu große Probleme auf nationaler (und letztere auch auf internationaler) Ebene haben, um diesen Kreislauf regional unterbrechen zu können. Und unser Bürgermeister? Der bittet die Bevölkerung darum, mehr mit dem Bus zu fahren, um der Feinstaub-Belastung entgegenzuwirken. Mein Rat: Öfter mal was Neues probieren und für ein bisschen Realität ist es nie zu spät.

 

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