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NOVEMBER 2017

Editorial

Über die touristische Gesinnungslage

E

s war ein schwarzer Tag für alle, die in Olympia nicht nur Kosten und Gigantismus, sondern vor allem Chancen auf touristische Gratis-Werbung und internationale Bedeutung sahen. Auch wenn von einem negativen Ergebnis in der Landeshauptstadt auszugehen war, war die Deutlichkeit mit über zwei Dritteln dennoch für viele überraschend.

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Sichtlich erleichtert war die Innsbrucker Bürgermeisterin, die bei einem positiven Gesamtergebnis im Land eine Veranstaltung hätte unterstützen müssen, die Innsbruck nicht möchte. In Hinblick auf die Wahl im Frühjahr wäre das wohl die große Chance für Georg Willi gewesen – mit den Stadtgrünen gegen Olympia positioniert –, die Bürgermeisterentscheidung in seine Richtung zu drehen. Diese Fantasien dürften jetzt beerdigt sein, bedenkt man, dass man sich als grüner Regionalpolitiker neuerdings wohl eher darum kümmern sollte, die Bundespartei finanziell wie moralisch zu unterstützen, und dabei gleichzeitig darauf hoffen muss, nicht auch in Land und Stadt unterzugehen.

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Doch warum ist die Olympia-Abstimmung eigentlich so ausgegangen, wie sie ausgegangen ist? In allererster Linie, weil es keine Person, kein Gesicht gab, das für die Olympia-Austragung glaubwürdig auftrat, weder politisch noch im echten Leben. Ein leichtes Spiel für den routinierten Polterer Fritz Dinkhauser, der seine Contra-Kampagne auf Teuerung, Verschwendung, Verkehrsbelastung und Sicherheitsbedenken aufzog und so wohl echte Urängste traf. Die Liste Fritz bekam durch dieses Thema eine unerwartete wie plötzliche Daseinsberechtigung, die sie durch den Ausgang der Befragung zynischerweise wieder verlieren dürfte.

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Außerdem ist der Tiroler im Allgemeinen und der Innsbrucker im Speziellen nicht der größte Freund von großen Veränderungen. Man denke hier an die Hungerburgbahn, die unter Protesten gebaut wurde und jetzt deutlich zum Stadtstolz beiträgt. Ein ähnliches Phänomen in abgeschwächter Form könnte mit dem neuen Patscherkofel auftreten. Eigentlich dagegen zu sein, um dann doch gut oder sogar sehr gut damit leben zu können, damit kennen wir uns aus. Zudem ist es in keinster Weise gelungen, dem Einzelnen zu erklären, was er eigentlich ganz konkret Positives zu erwarten hat. Der Grund dafür ist einfach: Das Thema lässt sich nicht herunterbrechen, Olympia macht Sinn für eine ganze Region und alles, was mit ebendieser verbunden ist. Für das Individuum ergibt sich kein logischer, direkter Vorteil. Aber vielleicht direkte Nachteile wie Teuerung oder Staus. Auf einer so einfachen Ebene wurde dieses Match letztendlich entschieden.

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Was bleibt, ist ein bitterer Beigeschmack für die Tourismusgesinnung im Land. Denn jetzt ist es amtlich, dass mehr als die Hälfte der Tiroler den Tourismus nicht als treibenden Wirtschaftsmotor im Land wahrhaben wollen oder gar unterstützen. Und so ist Olympia in Tirol sicherlich kein Thema mehr, das Ergebnis der Befragung hingegen wird uns noch länger beschäftigen.

 

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