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JULI 2014

Editorial

Fluch und Segen im öffentlichen Raum

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nglaublich, was für einen Unterschied das macht: Wenn man jetzt an einem schönen Tag durch den Hofgarten spaziert und überall Menschen auf den Wiesen sieht, kommt man sich plötzlich vor, als lebe man in einer Großstadt. Erinnert an den Englischen Garten in München oder den Stadtpark in Wien, fühlt sich Innsbruck modern und hip zugleich an – egal ob man die neue Rasenfläche aktiv nutzt oder so wie ich ganz passiv an ihr vorbeispaziert. Gleichzeitig sieht man aber auch, wie schwachsinnig es war, die Nutzung eines Parks für die Öffentlichkeit zu untersagen, wie sinnlos aus heutiger Sicht die letzten Jahre im Hofgarten vergeudet wurden. Der öffentliche Raum gehört nun mal – selbst wenn er jemandem anderen gehört und sich nur wie solcher anfühlt – der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Plätze, Parks, Flussufer – sie alle sind besonders wichtig in ihrer von Beton dominierten Umgebung. Sie machen die Stadt lebenswerter und laden dazu ein, auch ohne Konsumpflicht eine schöne Zeit verbringen zu können.

Man sollte viel mehr zulassen, aber nicht alles erlauben.

 

Ob sich dieses Regelwerk auch auf den Brunnen in der Maria-Theresien-Straße und das viel diskutierte Alkoholverbot umlegen lässt? Da bin ich mir nicht ganz sicher, denn erstens kommt dieser Straße vermutlich historisch, wirtschaftlich, touristisch eine Sonderstellung zu Gute und zweitens, und vermutlich viel wichtiger, bedeutet die Nützung des öffentlichen Raumes nicht zwangsläufig, dass man dort alles tun darf.

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Oder anders formuliert: Eine Hofgarten-Wiese voll Betrunkener und den daraus resultierenden Nebenwirkungen verliert ebenso schnell an Großstadt-Charme wie ein öffentlicher Brunnen, der von einer kleinen Gruppe exklusiv eingenommen wird und die sich gegen die Realität rundum wehrt wie ein Gallien der Trunkenbolde, das sich gegen das kapitalistische Reich der von den Reichen und Schönen Abhängigen auflehnt. In diesem Fall gibt es keinen Zaubertrank, der diese beiden Welten friedlich nebeneinander existieren lässt, aber muss man wirklich jedes Verbot schlecht finden und jede Umgehung oder Liberalisierung gut? Ich weiß es nicht, bin aber sicher: Man sollte viel mehr zulassen, aber nicht alles erlauben.