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JULI 2014

Es lebe die Freikörperkultur

Manchen ist sogar eine Badehose oder ein Bikini zu viel Stoff. Welche
Möglichkeiten zum hüllenlosen Sonnenbaden gibt es in und rund um
Innsbruck? 6020 gibt einen Überblick und interessante Einblicke.

Illustrationen: Monika Chichon
D

ie ersten FKK-Hinweise aus Österreich kommen ausgerechnet aus dem heiligen Land Tirol. 1908 wurde in Tirol der erste österreichische FKK-Verein gegründet, schreibt Sieglinde Ivo, Präsidentin des Österreichischen Naturistenverbandes auf ihrer Homepage. Der Schriftsteller Franz Helmer, ein Verfechter der Nacktkultur, soll demnach in Aufzeichnungen berichtet haben: „Die ersten Nacktkultur-Anhänger platzierte ich in einem Hochtale Tirols  ...“ In welchem genau, ist nicht bekannt.

1908 wurde in Tirol der erste österreichische FKK-Verein gegründet.

Der Lansersee.

Am Lansersee in Igls gibt es zwei FKK-Bereiche. Seit den 1960ern befindet sich am Dach des Hauptgebäudes eine sichtgeschützte 100 Quadratmeter große FKK-Terrasse nur für Frauen. Ein FKK-Bereich für jedermann ist seit den 1990ern hinter dem Restaurant eingerichtet. Die FKK-Wiese ist 400 Quadratmeter groß, sichtgeschützt und sehr ruhig gelegen. Fans des textilfreien Sonnenbadens finden viele schattenspendende Bäume sowie einige Holzliegen vor. Der Zugang zum See führt über den Textilbereich, Nacktbaden ist nicht möglich. Die FKK-Wiese wird hauptsächlich von Paaren genutzt, das Alter liegt bei 30 plus. Laut Besitzer Arthur Rhomberg ist in den letzten Jahren ein Rückgang an FKK-Besuchern zu beobachten.

 

Das Alpen-Hawaii.

Seit vielen Jahrzehnten gibt es in den Kranebitter Auen einen inoffiziellen, aber geduldeten FKK-Strand, auch „Hawaii“ genannt. Die ausgedehnte Liegewiese befindet sich am nördlichen Innufer in der Nähe des Flughafens. Zum Schwimmen ist die Strömung des Inns meistens zu stark, die meisten FKK-Anhänger planschen in der Nähe des Ufers. Es sind mobile Toiletten vorhanden, Gastronomie gibt es keine. An versteckten Plätzen hinter Büschen soll so manches erotische Abenteuer stattfinden.

 

Die Liga Völs.

1950 wurde der FKK-Verein Liga Völs gegründet. Beheimatet ist der Verein etwas versteckt am Rande von Völs, umgeben von viel Natur. Das umzäunte und gepflegte Gelände ist 6.500 Quadratmeter groß. Es gibt einen Campingplatz mit sechs Stellplätzen, dazu ein Schwimmbecken, einen Tennisplatz, eine Boccia-Bahn, Tischtennisplätze, einen Spielplatz, eine Bar und eine Mitgliederküche. Im Restaurant wird täglich frisch gekocht. Die Aufnahmegebühr beträgt 130 Euro, dazu kommt jährlich ein Mitgliedsbeitrag von noch mal 130 Euro. Früher wurden neue Mitglieder nur auf Empfehlung aufgenommen, dazu gab es eine Warteliste von ein bis zwei Jahren, inzwischen erfolgt die Aufnahme unkomplizierter. Alle Mitglieder erhalten einen Schlüssel und können das Gelände Tag und Nacht benützen. 320 Mitglieder gibt es zurzeit, die meisten sind seit Jahrzehnten dabei. Die Entstehungsgeschichte ist in der einstigen Vertreibung der FKK-Anhänger vom inoffiziellen Nacktbadestrand „Hawaii“ begründet. Trotz des großen Widerstandes des damaligen Völser Bürgermeisters hat daraufhin eine Hand voll FKK-Liebhaber von Graf Alberti-Poja ein Grundstück gekauft und den Verein begründet. Pensionist Wolfgang verbringt die Sommer seit seiner Kindheit in der Liga Völs, seine Eltern waren 1950 Gründungsmitglieder. Charly ist seit 1976 Mitglied und bezeichnet die Liga Völs als „verstecktes Paradies“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Tivolischwimmbad.

Das Tivolischwimmbad in Innsbruck wurde 1961 gebaut und ist das größte Schwimmbad Tirols. Hoch über der Liegewiese gibt es eine durch Mauern uneinsehbare FKK-Sonnenterrasse. Der Bereich ist 2.000 Quadratmeter groß und besteht aus einem Männer- bzw. Frauenbereich sowie einem gemischten Bereich. Auf der Terrasse befinden sich Liegen und Duschen, allerdings wenige schattige Plätzchen. Auf den Bänken wird gern Karten gespielt. Laut Betriebsleiter Andreas Winkler sind die meisten FKK-Besucher jahrelange Stammgäste im Alter von 50 plus, den Anteil der Frauen schätzt er dabei auf 75 Prozent, Paare gibt es wenige. Die Bereiche haben separate Zugänge, FKK-Benützer bekommen beim Eingang eine Chipkarte für den jeweiligen Bereich. Auf Wunsch der Besucher wurden in den FKK-Bereichen Saisonkästchen eingerichtet.