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MÄRZ 2015

Die Biergeeks sind da

Ein internationales Trio glaubt nicht an die monotheistische Bierkultur und eröffnet ein außergewöhnliches Pub. Im Tribaun in der Museumstraße werden ausschließlich handwerklich produzierte Biersorten angeboten. 6020 hat das Lokal besucht.

Fotos: Emanuel Kaser

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our bar is beautiful“, frohlockt ein Australier, der soeben das Lokal betreten hat. Das Tribaun ist ein paar Tage vor Eröffnung noch ein bisschen Baustelle, Besucher sind trotzdem schon willkommen, denn das Wichtigste ist schon da: Rund 20 Zapfhähne sind einsatzbereit. Ein Anblick, der Bierliebhaber verzückt.

Gutes Bier, Classic Rock.

„Wir sind Biergeeks, keine Snobs, und wollten ein angenehmes Ambiente kreieren, ohne allzu viel Schnickschnack, wo man ein gutes Bier und guten Sound genießen kann“, erklärt Tribaun-Mastermind Robby Haesebrouck. Gesagt, getan: Ein Glas Bier wird serviert, im Hintergrund läuft Led Zeppelin. Die neue Soundanlage besteht den spontanen „Classic Rock“-Test. Die Stimmung im Lokal ist gut, man spürt sofort, dass die Mitarbeiter vom Ladenkonzept nicht nur überzeugt, sondern regelrecht begeistert ist. 

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Aber was ist Craft Beer eigentlich genau? Im Grunde hausgemachtes, handwerklich hergestelltes Bier. Haesebrouck betont immer wieder, dass alle seine Biere hoch qualitativ seien. Aber im Gegensatz zu den industriell hergestellten Produkten, die geschmacklich den größten, gemeinsamen Biertrinker-Nenner treffen, seien Craft Biere eben individuelle Delikatessen.

Und so, wie der Wahlinnsbrucker ins Schwärmen gerät, könnte sich hinter jeder Bierspezialität tatsächlich ein kleines Juwel verstecken. Seine Begeisterung ist ansteckend: Ich koste von einem frisch gezapften Mountain Pale Ale und bin etwas überrascht, wie gut mir die bittere Note dieses Bieres schmeckt. „Scharfe Salami würde hervorragend zu deinem Bier passen“, schlägt Haesebrouck vor. Die Kombination klingt in der Tat sehr verlockend. 

Platz für Neues.

Das Tribaun will nicht einfach ein Lokal, sondern auch ein Forum für Jungunternehmer und Kleinbrauer sein. Diese stellen ihre Spezialitäten in kleineren Mengen her, bei manchen ist von etwa 500 Hektolitern die Rede. Österreichs größte Brauerei stellt im Vergleich dazu eine Million Hektoliter Bier jährlich her. Das Tribaun will die Kleinen präsentieren, auch im Rahmen von Bierverkostungen mit passendem Fingerfood. 

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Aber wie ist Robby Haesebrouck überhaupt zum Craft Beer gekommen? Er kommt aus Belgien, und da liegt die Vermutung nahe, dass ihn dieses traditionell starke Bierland irgendwie geprägt haben muss: „Bierbrauen war in der Nachkriegszeit reine Frauensache, die gar nichts mit einem Reinheitsgebot zu tun hatte, und zwar aus existenziellen Gründen: Es musste einfach was Nahrhaftes her.“ 

Die Biergeeks sind da
Die Biergeeks sind da
Die Biergeeks sind da
Die Biergeeks sind da
Die Biergeeks sind da

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Und apropos Reinheitsgebot: Ob es sich hierbei um ein ernstzunehmendes Traditions- und Qualitätsmerkmal oder doch „nur“ um Verkaufsstrategie handelt, darf ab sofort debattiert werden. Aber wie dem auch sei: „Tradition gehört manchmal demontiert, um Platz für Neues zu schaffen“, sagt Haesebrouck. „Und während industriell hergestelltes Bier einem breiten Publikum gefallen will, kann sich Craft Beer einen eigenen Charakter erlauben. Bierkultur kann sehr vielfältig sein.“  

Tour durch Europa.

Der Mann weiß bestens darüber Bescheid: Er kennt mittlerweile viele kreative Bier-Rebellen in ganz Europa. In den vergangenen Monaten hat er sie persönlich besucht, und sich so ein großes Netzwerk an Lieferanten aufgebaut. Begleitet wurde er von Leticia Cabrera und Gerko Visser. Die Spanierin und den Südafrikaner hat Robby per Jobanzeige an Bord geholt. Nun sind sie ein eingespieltes Geek-Trio, das Bierliebhaber mit vielen Spezialitäten bekannt machen will. 

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Eine davon wird im nächsten Glas serviert: Methusalem Johannesburger heißt das gute Ding, das von der Farbe her eigentlich einem Fruchtsaft mit Schaumkrone ähnlich sieht. Und tatsächlich, es ist ein Johannisbeerbier. „Ein junger Gypsy Brewer macht es. Er besitzt keine eigene Brauanlage, darum ist er Gastbrauer, und macht seine Spezialitäten halt dort, wo sich die Möglichkeit ergibt.“ Dann kann ich mir eine Schlaumeier-Meldung nicht verkneifen:  „Dieses Bier würde bestimmt zu einem Schweinsbraten passen.“ „Nein, viel besser“, korrigiert mich Haesebrouck, „zu einem fluffigen Kaiserschmarrn.“ Verdammt, er hat Recht.

Tribaun

Museumstrafle 5,Innsbruck

Das Lokal verkauft auch Craft-Beer-Spezialitäten im eigenen Shop, die Räumlichkeiten sind für private Veranstaltungen reservierbar. 

www.facebook.com/tribaun