egionalität, Bio-Qualität und nachhaltige Stabilität sind Begriffe, die sich nicht nur reimen, sondern auch Einzug in unsere Lebensweise gefunden haben. Zumindest theoretisch, denn mit ein bisschen Nachdenken ist klar, dass es für Mensch und Wirtschaft gleichermaßen Sinn macht, Waren in bester Qualität aus der Nähe bei Unternehmern aus der Region zu kaufen, um sein Umfeld zu stärken und die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten.
//In der Praxis scheitern wir oft an der Selbstdisziplin und am Wollen. So besuchte ich zum Beispiel letzten Samstag die Bäckerei meines Vertrauens gegen 11 Uhr Vormittag, rund eine Stunde vor Schließung. Das traditionelle Familienunternehmen hat einen Standort in Innsbruck, backt sämtliche Brotsorten selbst, stets mit regionalen Zutaten. Die Auswahl ist zum Zeitpunkt meines Einkaufs mehr als begrenzt, denn was in den nächsten Minuten nicht verkauft wird, muss entweder zu Brösel verarbeitet oder eben entsorgt werden. Eigentlich sollte ich mich jetzt richtig freuen, dass ich keine Auswahl mehr vorfinde. Alles, was ich jetzt noch erwerbe, rette ich nämlich vor der Müllpresse und unterstütze dabei auch noch das Konzept des kleinen, regionalen Produzenten bzw. Händlers.
//Nicht weit entfernt erlebe ich das Gegenteil dieses Konzeptes mit stetiger Verfügbarkeit eines großen Sortiments, frisch aufgebacken bis kurz vor Ladenschluss und das auch noch zu einem attraktiven Preis. Mit bemühten Werbesprüchen wirbt der Diskont-Riese landesweit für sein Angebot und das macht es zusätzlich nicht einfacher, der Verlockung zu widerstehen. Denn geschmacklich treffen die Großen den Massengaumen oft besser als die Kleinen – kein Wunder, sie haben dessen Befindlichkeit über die letzten Jahre maßgeblich mitgeprägt. Erschwerend kommt hinzu, dass die großen Bösen auch oft – ganz unböse – Lieferanten aus der Region beschäftigen und vielen Tirolern Arbeit geben.
Solange unser Obst und Gemüse makellos sein muss, um von uns gekauft zu werden, sollten wir Sprüche wie „und anderswo auf der Welt verhungern die Menschen“ wohl anderen überlassen.
Wer den regionalen Kleinbetrieb unterstützt, platziert sein Geld ganz sicher richtig, wer beim großen Betrieb mit Lieferanten und Angestellten aus Tirol einkauft, macht demnach keinen schweren Fehler, aber sicherlich nicht alles richtig. Denn die Mülltonnen vor den Läden der Handelsketten sollte man sich nicht (kann man eh nicht, weil versperrt) genauer ansehen. Das Brot, das im Namen der ständigen Verfügbarkeit ofenfrisch in den Müll wandert, ist dabei oft das kleinste Übel. Ware, die bald abläuft, aber qualitativ völlig in Ordnung ist, muss tonnenweise entsorgt werden. Nicht nur weil der Handel stets frische Produkte anbieten will, sondern weil der Kunde eben nur für diese sein Geld ausgibt. Man muss fast von Degeneration sprechen, wenn Menschen wirklich glauben, dass das Joghurt genau an dem Tag schlecht wird, der auf der Verpackung aufgedruckt ist. Und solange unser Obst und Gemüse makellos sein muss, um von uns akzeptiert und gekauft zu werden, sollten wir Sprüche wie „und anderswo auf der Welt verhungern die Menschen“ wohl anderen überlassen.
//Intelligent einkaufen ist nicht nur verdammt schwierig, sondern auch unglaublich zeitaufwändig. Deshalb muss man bei diesem Thema eine Frage beantworten, der man sich öfters im Leben aussetzt: Ist es nur gut, wenn ich es konsequent und ausschließlich tue, oder hilft es schon, wenn ich es möglichst oft mache? Wer wie ich zu letzterem tendiert, kann meist ohne schlechtes Gewissen einkaufen gehen und hat gleichzeitig eine gute Ausrede, wenn er es mal nicht tut.