1. Menschenaufläufe
Gut, ich bin kein Menschenfreund im Allgemeinen, aber was hier passiert, ist nüchtern gar nicht und angetrunken auch nur schwer ertragbar. Gerade am Wochenende zieht sich eine zähe Menschenmasse auf engen Pfaden durch die Holzhütten hindurch, ständiges Spontanausweichen inklusive, Körperkontakt garantiert. Lustigerweise scheint für viele Besucher gerade dieser Umstand verlockend und Touristen können im minutenlangen Anstehen sogar ein Qualitätsmerkmal erkennen.
2. Qualen für den Körper
Auf Christkindlmärkten werden ausschließlich Leckereien feilgeboten, die man sich schönreden muss. Das meiste ist zu fett, hat zu viele Kalorien oder lässt qualitativ zu wünschen übrig. Fast nichts davon würde man außerhalb eines Christkindlmarktes bestellen, fernab der Weihnachtszeit sowieso nicht. Weil sich jeder schon einredet, dass er ab Jänner ohnehin gesünder leben möchte, wird relativ guten Gewissens Gas gegeben, werden Kopfweh-Wein gebechert und Fett-Kiachln geschlemmt.
3. Qualen für die Brieftasche
Eine Karussellfahrt für 2,50 Euro, gebrannte Mandeln für sechs Euro oder mal eben ein Kiachl mit Sauerkraut für 3,80 Euro. Das einzige Günstige am Christkindlmarkt ist der grausame Glühwein. Von dem muss man nämlich einige Tassen trinken, um die anderen Preise zu ertragen. Abzocke so weit das Auge reicht, Touristen aus der Schweiz fühlen sich wie zu Hause, alle anderen scheinen sich daran gewöhnt zu haben. Kopfweh gibt’s am nächsten Tag nicht nur vom Billigfusel, sondern auch beim Blick auf den Kontoauszug.
Kurzum: Ohne Schnee, Persönlichkeitsstörung und einem plötzlichen Hang zum Kitsch wird es für mich schwierig werden, ein Weihnachtsmarktfreund zu werden. Und während alle vorweihnachtlich gestimmt von der gemütlichen Zeit sprechen, habe ich eine ebenso schöne Beschäftigung für mich gefunden: Ich zähle die Stunden, bis die Tage endlich wieder länger werden, und das ist – welch Zufall – ziemlich genau zu Weihnachten.