Wir empfehlen
OKTOBER 2018

Editorial

Über Kosten­kommunikation und Budgetexplosion

W

as haben Sportgroßveranstaltungen und Großbaustellen gemeinsam? Richtig: Sie kosten dem Steuerzahler immer deutlich mehr als angenommen. Dieses Phänomen hat System und macht den Verursachern stets das Leben schwer. Dabei wäre es so einfach, aus der finanziellen Not eine Tugend zu machen. Nehmen wir das aktuelle Beispiel Rad-WM, hier war anfangs von neun Millionen Euro die Rede. Dieses Budget wurde unlängst Richtung 13 Millionen korrigiert, mit der Anmerkung, dass man zuversichtlich sei, diese Prognose einhalten zu können.

// 

Wenn wir an dieser Stelle die Frage, ob es überhaupt eine Rad-WM braucht, beiseite schieben, bleibt für den Normalbürger ein einziger Faktor bestehen: Diese Veranstaltung kostet viel Geld. Bei allem Vertrauen in die Vorstellungskraft des Normalbürgers, kann dieser nur schwer zwischen neun, 13 oder gar 20 Millionen unterscheiden, wenn es darum geht, ob die Summe in Relation zum wirtschaftlichen wie touristischen Nutzen steht. Darum würde es sich hier förmlich anbieten, gleich zu Beginn von 20 Millionen zu sprechen. Nicht um den Bürger anzulügen, sondern um Großprojekte vom rein finanziellen Maßstab zu befreien. Denn ganz ehrlich: Die 13 Millionen bekäme der Steuerzahler ja auch nicht aufs Konto zurücküberwiesen, wenn es keine Rad-WM gäbe (es wären übrigens ohnehin nur gut 17 Euro pro Tiroler). Und würde es nicht immer nur um die Kosten gehen, könnte man sich mehr auf den Nutzen konzentrieren. Ganz Trickreiche könnten ja sogar 20 Millionen budgetieren und dann nur 13 Millionen ausgeben. Die Presse würde dies womöglich als sparsam betrachten, der Oberflächliche könnte sogar meinen, man habe sieben Millionen verdient.

 

Und würde es nicht immer nur um die Kosten gehen, könnte man sich mehr auf den Nutzen kon­zentrieren.

 

Dasselbe gilt übrigens auch für unsere Großbaustellen. Ich kenne keinen privaten Häuslbauer, der je im Budget geblieben ist. Warum soll es da den öffentlichen Großbaustellen anders ergehen? Ich spreche hier nicht von Freifahrtsscheinen für die Politik, aber ganz ehrlich, fertig gebaut wird sowieso, egal was der Spaß kostet. Und so geschieht auch die Eröffnung des Hauses der Musik im Schatten einer finanziellen Debatte. Im Mittelpunkt die Kostenüberschreitung der Großbaustelle und keineswegs der Nutzen des Projekts. Denn auch hier sollte man sich nicht fragen, warum 65 statt 58 Millionen zu bezahlen sind, sondern ob eine so hohe Summe für eine Stadt, die finanziell ohnehin angeschlagen dasteht, nicht eine Nummer zu groß ist. Dasselbe gilt auch für den Patscherkofel und viele Projekte mehr, die Innsbruck zwar zum sicherlich urbansten und vielleicht auch modernsten Kaff der Welt machen, aber die Stadtfinanzen arg belasten.

// 

„Besser“ gemacht hat man die Kostenkommunikation nur bei der neuen Stadtbücherei. Hier hat man den privaten Bauherren gleich mit 17 Millionen (für unsere neuen Studierenden: ja, uns sind Bücher sehr wichtig) überschüttet – so unverschämt und unverhältnismäßig viel Geld, dass man ausnahmsweise mal im Budget geblieben ist.

 

[email protected]