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AUGUST 2018

Editorial

Über die Degeneration der Kommunikation

I

ch habe mir ja wirklich vorgenommen, neuen Entwicklungen – insbesondere, wenn sie technologischer Natur sind – aufgeschlossen gegenüberzutreten, um nicht schneller zu altern, als das irgendwie notwendig ist. Und es scheint, als würde ich die Jugend in vielen Bereichen tatsächlich „verstehen“: Fernsehen gibt es nicht mehr, denn YouTube hat einfach alles ersetzt, was Bewegtbild-Information anbelangt. Gezockt wird damals wie heute, halt ausschließlich am Smartphone und nicht wie früher auf Konsole und Co. Facebook ist für uralte Menschen über 30, Instagram für Alte über 20 und WhatsApp kann man nützen, ohne peinlich zu sein, macht aber eigentlich auch kein Mensch mehr. Kommunikation passiert hier via Snapchat und via … ja, und da hört mein Verständnis abrupt auf – Sprachnachrichten.

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Nicht auf der Mobilbox, wie ich das von meinen Eltern gewohnt bin. Die neuen Sprachnachrichten werden aufgenommen und dann verschickt. Der Empfänger hört sich das Ganze an, nimmt ebenfalls eine Sprachnachricht auf und sendet diese wieder zurück. Und so geht das ständig hin und her. Ein weiterer Schritt zur kompletten Degeneration der Kommunikation könnte man meinen, dabei ist die Entwicklung durchaus erfreulich. Immerhin nützen diesen Kommunikationskanal die Menschen, die bisher nur Texte und Emojis in der Gegend herumschickten und dabei nicht einmal wussten, ob das Gegenüber traurig, glücklich oder zynisch aufgelegt war, wenn der nicht das richtige Smiley am Ende gesetzt hatte. Wir waren auf dem besten Weg, die verbale Kommunikation komplett zu zerstören, Menschen herbeizuzüchten, die ihre Emotionen im echten Leben nicht ausdrücken können und einem Problem mit Worten auf keinen Fall Herr werden konnten. Beziehungen wurde per Text beendet oder einfach durch die Blockierung des Kontaktes, Diskussio-nen wurde ohne Mimik, Gestik oder gar Worte geführt. 

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Insofern ist diese Entwicklung, wenngleich sie an Blödheit nur schwer zu übertreffen ist, als durchaus positiv zu werten. Besser individuelle Sprachnachrichten verschicken als austauschbare Abkürzungen und Emojis. So verlernt man wenigstens nicht die verbale Kommunikation und interagiert – wenn auch zeitverzögert – auf einer nicht rein textlichen Ebene. Und wer weiß, vielleicht kommt irgendwann ein Visionär auf die Idee, dieses komische Symbol mit dem Telefonhörer am Display zu drücken und löst damit einen neuen Trend aus – verbale Echtzeit-kommunikation. Das wär’ was.   

 

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