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APRIL 2018

Editorial

C wie Gratulation

M

an darf Christine Oppitz-Plörer, seit dieser Wahl einfach Christine, schon mal gratulieren. Aller Wahrscheinlichkeit nach zum Sieg in der Gemeinderatswahl und Stichwahl und damit zur Bestätigung im Bürgermeisteramt für weitere sechs Jahre. Aber vor allem dafür, dass sie es wie keine Zweite geschafft hat, einen konkurrenzlosen Zustand zu generieren. Der Trick dafür war eigentlich recht einfach. Die Bürgermeisterin hat außer den Blauen eigentlich alle in die Koalition gelassen, womit sich jetzt keiner groß über die letzten Jahre beschweren kann. Die Python-Methode hat funktioniert, denn die drei Koalitionspartner wirken im Wahlkampf wie unbedarfte Kinder, die offensichtlich hoffen, wieder im Schweif des Christine-Kometen ihre Daseinsberechtigung (und ein fixes Einkommen) zu erhalten.

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Der ärmste Teufel ist dabei die ÖVP mit Franz Gruber. Er weiß selbst nicht so recht, warum man ihn wählen soll, und hat so – vermutlich um den Koalitionsgedanken der letzten Jahre zu unterstützen – auf die gleichen Farben wie die SPÖ bei den Wahlplakaten gesetzt (siehe Seite 8–9). Oder hat er wirklich nicht gewusst, dass weiße Schrift auf rotem Grund schon vergeben ist? Egal, nicht nur den Grafiker, sondern auch den Frisör scheinen sich Gruber und Irene Heisz, die Neueinsteigerin bei den Roten, zu teilen. Von hinten nach vorne wollen sie das Feld aufrollen, soll das Werk des Coiffeurs vermutlich vermitteln.

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Am traurigsten ist das Bild bei den Grünen. Der neue Chef Georg Willi zeigt so wenig Führungsstärke, dass es nicht einmal für die Obmannschaft im Kegelverein reichen würde. Dabei hätte er das Bürgermeisteramt ganz leicht erobern können. Erstens ist Willi sympathischer als die meisten Politiker und bürgerlicher als die meisten Konservativen. Und zweitens hätte er sich – von Wien kommend – wunderbar von den Taten der jetzigen Regierung distanzieren können. Frei nach dem Motto „Mit mir hätte es keinen Patscherkofel und keine solche Kurzparkzonenregelung gegeben, und den Müll müsste man auch nicht vor die Haustür stellen!“ hätte er ganz locker gewinnen können. Stattdessen schweigt Willi, bemitleidet die Bundesgrünen und traut sich nicht einmal alleine aufs Wahlkampfposter. Es scheint fast, als wäre es für alle Beteiligten besser, wenn er nicht gewinnt.

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Rudi Federspiel – wie immer optimistisch, dass er diesmal fix Bürgermeister wird – hat zu lange gewartet, um diesen Traum wahr werden zu lassen. Wir haben eine blaue Bundesregierung und so ist der Wunsch nach einer ebensolchen in der Stadt auch bei den rechteren Mitbürgern geringer geworden. Zudem ist die Kampagne miserabel, baut sie lediglich auf Sicherheit und Angst auf. Wenn man in Innsbruck nicht gerade am Bahnhof wohnt, kann man sich für dieses Thema als zentrale Wahlbotschaft wohl kaum erwärmen.

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Die Bürgermeisterin ist also konkurrenzlos glücklich, selbst in ihrer eigenen Partei gibt es keine. Und so wird sie jeden Kandidaten in der Stichwahl ganz locker besiegen. Einzige Überraschungsmöglichkeit: Sie schafft es nicht dorthin. Dann muss der Willi doch noch regieren lernen und Rudi ist immerhin Fast-Bürgermeister geworden.

 

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