ch war ein großer Freund des Online-Einkaufs, in der Theorie zumindest. Unendliche Auswahl kombiniert mit der Möglichkeit echte Schnäppchen zu erstehen, ohne dabei in ein überfülltes Kaufhaus fahren oder einen Parkplatz in der Innenstadt finden zu müssen. Ich habe sogar schon einmal Nespresso-Kapseln online bestellt, weil mir die Schlange im Shop in der Meranerstraße zu lang war. Die Kumulation des Schlechten könnte man diesen Einkaufsvorgang nennen: Von einer bösen Firma ein überteuertes und umweltschädliches Produkt so einkaufen, dass ein LKW durch halb Europa fahren muss, um es viel zu stark verpackt an mich bequemen Sünder zu liefern, dem es in diesem Moment völlig egal ist, dass die Wertschöpfung das eigene Land verlassen hat. Ja, in diesem Sinne bin ich ganz Europäer und wie den meisten (Online-)Einkäufern ist auch mir das damit Verbundene oft egal oder wird einfach verdrängt.
//Doch ich habe Heilung erfahren. Offiziell weil mir der stationäre Handel am Herzen liegt und weil ich natürlich möchte, dass möglichst viele Menschen ihren Arbeitsplatz ebendort behalten. In Wirklichkeit ist der Grund aber ein anderer, nicht ganz so ehrenvoller. Angefangen hat mein Heilungsprozess mit einem gelben Benachrichtigungszettel meines Postlers, der offensichtlich die Klingel nicht finden konnte und diesen liebevoll an meiner Wohnungstür platzierte. An dieser Stelle ist der Reiz des Online-Einkaufs eigentlich schon zerstört, obwohl die Odyssee erst angefangen hat. Von den zweieinhalb verbleibenden Postämtern in Innsbruck, ist mir die Filiale am Innrain zugeteilt. Kein Parkplatz weit und breit, dafür lange Warteschlangen und ein zu Recht überschaubar gelaunter Mitarbeiter händigt mir mein Paket aus. Meine Bitte, den zuständigen Postboten zu ermahnen, dass er das nächste Mal wirklich läuten solle, quittiert mein Gegenüber mit einem Nicken. Wir beide wissen aber, dass dieser Wunsch die Zielperson nie erreichen wird.
//Für das, was dann zu Hause passiert, kann weder die Post noch irgendein Online-Händler was. Es sind die Momente, in denen der stationäre Handel Hoffnung schöpfen darf, in denen das grenzenlose Internet in seine realen Grenzen gewiesen wird. Der erste Schuh mit Größe 41 ist mir zu groß, während mir der einer anderen Marke mit Größe 42 deutlich zu klein ist. Ich fülle also ein Onlineformular aus, verpacke die beiden Treter wieder in einer Kiste, klebe diese zu und versehe sie mit dem Retourenetikett. Damit das Elend möglichst bald ein Ende hat, fahre ich gleich wieder zur Post, um das Paket im relativ neuen SB-Bereich aufzugeben, der auch außerhalb der Öffnungszeiten für mich da ist. Dort angekommen stelle ich fest, dass der SB-Bereich zwar für mich da ist, mir der Paketabgabeautomat mit der Fehlermeldung „Drucker 3“ vermutlich etwas sagen will, aber mein Päckchen nicht annehmen kann. So leicht lasse ich mich nicht unterkriegen und fahre ein paar Kilometer weiter zu einer anderen Postfiliale mit SB-Funktion. Dort ist man mit der Kommunikation deutlich klarer am Weg: „Postbox voll!“
//Lange Rede, kurzer Sinn: Das Päckchen mit den beiden Schuhen, die mir nicht passen wollten, befindet sich auch nach zwei Wochen noch in meinem Auto. Der Online-Händler kontaktiert mich in der Zwischenzeit täglich, um sich entweder für meinen Einkauf zu bedanken, mich dazu aufzufordern, diesen zu bewerten, oder mir ganz tolle Dinge vorzuschlagen, die auch zu mir passen würden. Nur Schuhe, die mir verlässlich passen und auch bei mir zu Hause ankommen, hat er keine im Programm.