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OKTOBER 2014

Editorial

Ätschi-Bätsch

I

ch selbst lebe ja so gerne in Innsbruck, dass ich oft vergesse, was für ein Provinzkaff das hier ist. Aber zum Glück werden ja wenige Gelegenheiten ausgelassen, um mich daran zu erinnern, dass sich Innsbruck zwar dank Lage und Studenten wie was großes Zeitgemäßes anfühlt, aber in Wirklichkeit hierzulande Niveau oft für eine Handcreme gehalten wird und die nahenden Berge dem geistigen Horizont nicht immer hilfreich begegnen.

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Und so haben wir jetzt tatsächlich eine Shopping-Night, die nur bis 22 Uhr geht, weil sich da oben zwei streiten, ohne dass sich ein Dritter freuen darf. Wenn man bedenkt, dass die Geschäfte bis 21 Uhr sowieso offen halten dürfen und es die Shopping-Night in Innsbruck ohnehin nur einmal pro Jahr gibt, ist diese Maßnahme mehr als lächerlich. Dass sich die Bürgermeisterin und der Landeshauptmann nicht vertragen, ist eine Sache, dass ihre Antipathie öffentlich ausgelebt wird, eine andere. Und wenngleich sich die beiden in den letzten Monaten wenig geschenkt haben, waren nur in den seltensten Fällen so viele Menschen betroffen. Was können die Organisatoren der Shopping-Night dafür? Wie kommen die Kaufleute jetzt auf ihre Kosten? Und wo bleibt der Reiz für Einheimische und Touristen? Gut, irgendwer hat die beiden natürlich gewählt, aber das konnte wohl wirklich niemand ahnen.

Dass sich die Bürgermeisterin und der Landeshauptmann nicht vertragen, ist eine Sache, dass ihre Antipathie öffentlich ausgelebt wird, eine andere.

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Dabei zeigt die Aktion nur zu gut, wie schwer der eine das Leben dem anderen machen kann. Nämlich gar nicht so schwer. Sicherlich ist es peinlich, dass Innsbruck nur bis 22 Uhr einkaufen darf und die Bürgermeisterin sich dagegen nicht wehren kann. Aber so richtig eindrucksvoll ist die Machtdemonstration des Herrn Landeshauptmanns nicht. Oder anders formuliert: Wenn die Bürgermeisterin jetzt einen Schlepplift im Ötztal verhindert, sind die beiden wieder quitt, ein Zauberteppich plus einmal „Brennnessel“ sollte das Match auch wieder ausgleichen.                 

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Dieser Machtkampf ist zusätzlich lächerlich, weil in Wirklichkeit der eine wohl kaum den Posten des anderen haben möchte. Es geht hier wohl um viel niedrigere Triebe und – noch viel schlimmer – für jeden der beiden ums Prinzip. Wir Fußvölkler kaufen dann halt am Tag ein, aber wie soll dieses Theater dort oben bitte weitergehen? Denn wenn das Sprichwort „der Klügere gibt nach“ stimmen sollte, ist hiermit bewiesen, dass es im Falle Oppitz-Platter keinen gibt.