ie Rikscha wackelte bedrohlich, als ich mich mit meinem Koffer auf der Rückbank niederließ. „Zum Bahnhof, bitte. Rasch!“, rief ich. Der Fahrer, der es sich mit seinem Oberkörper auf der Lenkstange in landestypischer Genügsamkeit gemütlich gemacht hatte, richtete sich langsam auf und streckte beide Arme weit von sich, als wäre er eben erst aufgestanden.
//„Ich habe es wirklich sehr eilig“, sagte ich freundlich, aber bestimmt. „Zum Bahnhof schaffe ich in unter zehn Minuten“, antwortete er. Sein rundliches Gesicht schien die Ansage nicht gerade zu unterstreichen, doch schloss an die unathletische Visage ein durchaus leistungsfähig wirkender Körper an.
//Ich sah auf die Uhr. Halbfünf – wenn nicht alle Stricke rissen, würde ich meinen Zug nach Delhi noch erreichen. Erleichtert lehnte ich mich zurück, als der Fahrer die Rikscha gekonnt wendete. Doch anstelle mit Verve in die Pedale zu treten, wie ich es mir als bestimmt nicht überanspruchsvoller Fahrgast in gewisser Zeitnot erwartet hätte, drehte er sich in aller Ruhe zu mir um und fragte: „Sie bezahlen nach …?“
//„Nach der Ankunft“, entgegnete ich, ohne den tieferen Sinn dieses Begehrens zu verstehen. „Nein, ich meine nach welchem Tarif.“ Ich sah ihn fragend an. „Würden Sie gerne nach Zeit abrechnen? Die Minute kostet sieben Rupien. Macht bis zum Bahnhof geschätzte 70 Rupien. Exklusive Trinkgeld“, rechnete mir der Chauffeur vor. Das war umgerechnet nicht einmal ein Euro. „Das klingt fair für mich“, erwiderte ich und ließ mich in der Annahme, soeben handelseins geworden zu sein, in die leidlich gepolsterte Rückenlehne fallen.
//Mein Businesspartner jedoch war zum Ergebnis gekommen, die Verhandlungen noch fortführen zu wollen. „Wenn man es genau nimmt“, sagte er, während er sich nachdenklich den spärlichen Schnurrbart zurechtstrich, „wären Sie nach gefahrenen Metern billiger dran.“ Er malte mit dem gestreckten Zeigefinger Zeichen in die Luft, was ihm offenbar die Rechenoperation erleichterte. „Wenn wir nach Metern abrechnen, kommen wir schätzungsweise auf 60 Rupien“, erklärte er strahlend, nachdem er die Kalkulation mit einem beherzten Schlussstrich abgeschlossen hatte.