etzt habe ich mich endgültig für den Studiengang Covid-19-Governance eingeschrieben. Keine Frage: Der Diplom-Verordner vom Wifi wäre schon auch interessant gewesen. Aber die Donauuni Krems rechnet mir so viel Berufserfahrung an, dass ich mich eigentlich nur mehr ein paar Mal in irgendein Zoom-Meeting einklinken muss, und schon ist der Master in der Post praktisch.
Weil man muss ja sagen: Mit Verboten kennen sich Eltern aus. Wenn sie ihrer geliebten Brut nicht gerade hinterherräumen, sie bespaßen oder zum Kinderpilates auf Chinesisch fahren, verbieten sie irgendwas. Fernsehen, Cola, iPhone, im Park einen Dübel wegrauchen – so geht das den ganzen lieben Tag lang.
Eltern sind im Grunde ständig damit beschäftigt, Entwicklungen mit großer Sorge zu verfolgen. Sie kündigen bei Bedarf jederzeit Verschärfungen an und haben jede Menge Maßnahmen in der Schublade.
Man muss sagen: Bei Eltern ist eigentlich jeden zweiten Tag Regierungs-PK. Und mindestens 18 Jahre lang Corona.
Es ist also auch kein Wunder, dass sich erfolgreiche Erziehungsberechtigte einer gewissen Klarheit in der Ansage befleißigen. Sie sprechen deutlich und wählen ihre Worte so, dass das kindliche Gemüt in der Lage ist, die Anordnungen zu verstehen und ihnen Folge zu leisten.
Man hört auf Spielplätzen Sätze wie: Runter vom Klettergerüst, Stannis Baratheon! Sonst kommst du ins Kinderheim!
Runter vom Klettergerüst, Stannis Baratheon!
Was man dort seltener vernimmt, ist hingegen: Paulinchen, was haben wir ausgemacht? Es hat 10 Grad. Seit gestern 0 Uhr darfst du bei dieser Temperatur nur mehr mit den rutschfesten Sohlen auf die dritte Sprosse!
Auch häufig zitierte Merksätze bestechen durch leichte Verständlichkeit und den Verzicht auf komplizierte Einschränkungen. Bestimmt hat deshalb folgende Empfehlung nicht den Weg ins kollektive Erziehungsbewusstsein gefunden: Messer (ab Klingenlänge 3,5 cm), Gabel, Schere (gilt nicht für außerschulische Jugendarbeit bei Vorliegen eines Präventionskonzeptes), Licht (batteriebetriebene Handbeleuchtungsgeräte ausgenommen) sind für kleine Kinder nicht.
Ich denke, Sie, verehrte Damen und Herren leserseitig, erkennen schon, worauf ich hinauswill: Die Corona-Regeln haben mittlerweile eine Komplexität erreicht, die ohne zehn Jahre Berufserfahrung ab Bezirkshauptmann aufwärts nicht mehr zu durchdringen ist.
Wann ich für meinen Teil endgültig die Orientierung verloren habe, kann ich Ihnen ja gar nicht mehr sagen. Ich glaube, es waren die Zugangsregelungen für Sportkantinen mit allgemeinem Publikumsverkehr in roten Tiroler Bezirken, wenn man nicht-haushaltszugehörige Kinder dabeihat, die gerade beim Fußballtraining waren und jetzt halt einfach eine Limo wollen.
Seitdem behelfe ich mir mit dem schon von den alten Römern hochgehaltenen Rechtsgrundsatz: Was nicht verboten ist, wird schon noch verboten.
Ich grabe mich deshalb jetzt mal gepflegt ein. Und hoffe auf eine milde Strafe.