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NOVEMBER 2020

„Nicht links, nicht rechts, sondern vorwärts!“

Am 19. und 20. November stimmt der Innsbrucker Gemeinderat über den Masterplan zur Förderung des Radverkehrs ab. Aktivisten befürchten, dass progressive Ideen dem parteipolitischen Konsens geopfert werden, und organisieren deshalb eine Demo für eine klimagerechte Verkehrszukunft.

Text: Daniel Schreier

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Was wollt ihr mit der Radklingeldemo erreichen? Jakob Winkler: Innsbrucks letztes Verkehrs-konzept ist 30 Jahre alt. Höchste Zeit, um die Weichen für eine enkeltaugliche Zukunft zu stellen. Der Aufbau eines sicheren und flächendeckenden Radnetzes über die nächsten drei Jahre ist ein erster Schritt Richtung zukunftsfähige Stadtmobilität.

 

Warum ist die Abstimmung zum Masterplan Radverkehr wichtig für die Zukunft der Stadt? Weil hier die Zustimmung eingeholt und das Budget für mehrere Jahre definiert wird. Diese Abstimmung gibt den Impuls, in welche Richtung sich unsere Stadt entwickelt. Beim Projekt geht es nicht um links, nicht um rechts, sondern um vorwärts. Es geht darum, wie wir den gemeinsamen öffentlichen Raum nutzen und dass ein rücksichtsvolles Miteinander stattfinden kann.

 

Wurden die Öffentlichkeit und Interessengruppen deiner Meinung nach genug eingebunden? Man muss der Stadt zugutehalten, dass sie am Beginn versucht hat, die Bevölkerung – und somit die Nutzer des Konzepts – bei der Gestaltung miteinzubeziehen. Allerdings ist der Prozess nach dieser ersten Bürgerbeteiligung leider undurchsichtig geworden: Seit knapp einem Jahr hat die Bevölkerung keinen Einblick mehr und man befürchtet einen parteipolitischen Kompromiss anstatt einem nutzerorientierten Gesamtkonzept.

 

 

Zur Person  

Jakob Winkler ist Illustrator, Vordenker und eigentlich Fußgänger. In seinem „Atelier für Zeitreisen“ hat er unter anderem das Wimmelbuch „Fatimas fantastische Reise in eine Welt ohne Erdöl“ geschaffen sowie verschiedene Mobilitätsvisionen in einen „Plan für Innsbruck“ verpackt.

„Der Aufbau eines sicheren und flächen­deckenden Radnetzes ist ein erster Schritt Richtung zukunfts­fähige Stadtmobilität.“

Jakob Winkler

Wie stellst du dir die verkehrsoptimierte Zukunft Innsbrucks vor? Die Regel „von 8 bis 80“ ist umgesetzt worden. Das heißt, egal ob ich erst 8 oder schon 80 bin, kann ich mich sicher durch die Stadt bewegen. Ein barrierefreies und flächendeckendes Rad-(und Fußgänger-)Netz ist ein wichtiger erster Schritt. Der Anschluss an Innsbrucks Umlandgemeinden ist ausgebaut. Die Taktung, der Komfort und die Größe des öffentlichen Verkehrs hat sich deutlich verbessert. Pendler und Touristen mit eigenem Auto können bequem in großen Parkhäusern vor der Stadt parken. Es wird neue Zugänge zum und über den Inn geben und vielleicht sogar irgendwann eine Stadtseilbahn daran entlanglaufen.

 

Was können Menschen tun, die sich für eine umwelt- und menschengerechte Verkehrspolitik einsetzen wollen? Auf alle Fälle am 19. November um 12.30 Uhr für zehn Minuten mitklingeln! Nutzt außerdem eure Reichweite in den sozialen Medien, um nachzufragen, zu informieren und um aufzuklären. Zeigt Schwachstellen auf und meldet sie der Stadt. Fordert von Politik und Wirtschaft ein, zum Thema Stellung zu beziehen. Und vor allem: Seid euch bewusst, dass jede und jeder Einzelne von uns mit ihrer und seiner Stimme (und Klingel) unser Morgen mitgestalten kann.

 

Vielen Dank für das Gespräch.