Wir empfehlen
NOVEMBER 2015

Mundart

Geflucht, geformt, geflucht

In acht Stunden kann man ein dreigängiges Menü kochen, dieses gemütlich verspeisen und danach die Küche wieder tiptop aufräumen. Oder man macht Kastanienherzen.

A

ls ich den beiden Herren von meiner Idee erzählte, habe ich ihnen zunächst ein Schmunzeln entlockt. Sie waren gerade im Garten dabei, den riesigen Sonnenschirmen kondomartige Schutzhüllen überzustülpen. Ich habe ja einen Mordsrespekt vor der gesamten Süßspeisenküche, vor der Konfiserie im Besonderen und meide diesen überempfindlichen Teil der Küche so gut es geht. Aber so ein Kastanienherz einmal selbst zu machen, das reizt mich schon lange. Kastanienreis habe ich ja schon oft gemacht. Herzen zu formen traue ich mir auch zu. Der Schokoladenüberzug allerdings, der hat mich schon gedanklich ein wenig gestresst. Das Schmunzeln der beiden Konditorenmeister der Pradler Konditorei Walter hatte keine entspannende Wirkung auf mich. Wussten die beiden doch, wie mühsam und arbeitsintensiv es ist, so ein Herz unter Alltagsküchenbedingungen zu fertigen.

// 

Ich konnte es mir nur ungefähr vorstellen und hätte beinahe auf den Kastanienkuchen umgeschwenkt, von dem einer der beiden Konditoren schwärmte. Dann hat er aber doch noch meinen Ehrgeiz geweckt: „Wenn du so ein Herz hinkriegst, bist eh Konditor.“ Die beiden haben mir dann noch gut zugeredet und mich mit allerhand Tipps versorgt. Ich habe mich über dieses sehr nette Gespräch gefreut und mich an die Arbeit gemacht. Und das war eine Arbeit. Die folgenden acht Stunden habe ich mit meinen Kastanienherzen verbracht. Ich habe geritzt, geflucht, gekocht, geflucht, geschält, geflucht, gedrückt, geflucht, geflottelottet, geflucht, gezuckert, geflucht, gerührt, geflucht, geformt, geflucht, getunkt, geflucht, geflucht, geflucht … Hauptsache, die Dinger sind mit Liebe gemacht!

// 

Ganz so schlimm war’s ja dann doch nicht. Es sind halt eine Menge Handgriffe, warnt MundArt, und wünscht den fleißigen Zuckerbäckern gutes Gelingen!

Das Rezept

Zutaten:

1 kg Kastanien, 200 g Staubzucker, 200 g Kuvertüre, 1 Schuss Rum, Schlagrahm zum Servieren.

Die Zubereitung

Geflucht, geformt, geflucht

Kastanien entlang der konvexen Seite einritzen und etwa 20 Minuten weichkochen. Kastanien schälen und durch die Passe-vite (Flotte Lotte) drehen.

Geflucht, geformt, geflucht

Das Kastanienmehl mit Staubzucker und einem Schuss Rum mischen und zu einem formbaren Teig kneten.

Geflucht, geformt, geflucht

Aus dem Teig Herzen formen und auf ein Gitter legen.

Geflucht, geformt, geflucht

Kuvertüre sehr fein hacken und in einem Plastikbecher in der Mikrowelle bei 500 W etwa eine Minute erhitzen, vorsichtig umrühren und gegebenenfalls noch einmal für 30 Sekunden in die Mikrowelle geben.

Geflucht, geformt, geflucht

Dann ein wenig abkühlen lassen. Die Kuvertüre sollte flüssig sein und etwa 29 Grad haben. Lippenprobe: Die Schokolade sollte noch flüssig sein, sich an den Lippen aber nicht mehr heiß anfühlen. Alternativ kann man die Schokolade auch im Wasserbad erhitzen. Die Herzen mit der Schokolade überziehen. Kaltstellen.

Geflucht, geformt, geflucht

Vor dem Servieren Schlagrahm steif schlagen und auf den Herzen mit etwas Kastanienreis anrichten.

Der Schokoladenüberzug

Auf die Temperatur kommt es an. Schoko­lade schmilzt bei 43 Grad, die ideale Tunktemperatur liegt bei 28 bis 30 Grad. Der Vorteil der Mikrowellenmethode ist der, dass kein möglicher Wasserdampf zur Schokolade kommt – außerdem geht’s recht schnell. Wenn man diese Temperaturen halbwegs genau trifft, idealerweise mit Hilfe eines Kochthermometers, kann man mit der Schokolade gut arbeiten.

Ich habe mich allerdings nicht getraut, die Herzen aufzuspießen, um sie richtig zu tunken – aus Angst, sie würden zerfallen. Daher habe ich sie nur überzogen. Wie gekaufte Kastanienherzen sollte man auch diese alsbald verzehren – Kastanien halten einfach nicht lange.