s ist ja nun einmal so, dass im Alter die Ausdauer nachlässt. Das ist Fakt, bitte. Bereits viele 50-Jährige haben Schwierigkeiten dabei, den Marathon unter drei Stunden zu laufen. Und wenn man ehrlich ist, muss man sagen: Nicht wenige schaffen auch die drei Stunden dreißig nur, wenn sie sich zur Leistungssteigerung in diese knalligen Thrombosestrümpfe zwängen, die dazu angehalten sind, die für gewöhnlich schwere mitteleuropäische Wade in eine, man möchte fast sagen: massaiunterschenkelartige Form zu pressen.
//Wenn man die ganze Angelegenheit dann noch erschwert, indem man von dem Läufersenior das auswendige Aufsagen eines äußerst langatmig gestalteten Gedichts wie die „Bürgschaft“ von Fritze Schiller einfordert – freundlich macht man das natürlich, aber bestimmt und mit einem Lächeln, das signalisiert: Jetzt werden wir einmal schauen, ob du supere Sportskanone wirklich Ausdauer hast – dann bleiben für die Bewältigung dieser Herausforderung eigentlich im deutschsprachigen Raum nur mehr zwei Personen übrig: zwei Theaterintendanten, die totalen Schiller-Afficionados schon seit ever, die zudem über viel Tagesfreizeit fürs Lauftraining verfügen und entgegen der Branchengepflogenheiten nur verhalten zu Koks und Rotwein greifen. Von der diskret mitlaufenden Souffleuse rede ich da ja noch gar nicht. Beim Rest der Alterskohorte, wie wir Soziologiezenturios uns auszudrücken pflegen, sähe bzw. schaugerte es, wenn Sie verstehen, was ich meine, wirklich traurig aus. Entschuldigung, aber das ist einfach so. Da lässt praktisch eine ganze Generation brutal aus. Regt aber niemanden auf. Entsprechend gering gestaltet sich das Problembewusstsein, jetzt einmal gesellschaftlich betrachtet.
//Anders beim Thema Ausdauer in lauen Sommernächten: Hier mehren sich die kritischen Stimmen – jedenfalls in meinem Kopf. Es ist nämlich so: Mir fehlt da einfach die Ausdauer. Für alle Leser aus Wüstengebieten und Südtirol muss ich dazu Folgendes erklären: