olf Müller-Mertens: Zu einer neuen Ausgabe unserer Reihe »Zeit im Gespräch« begrüßt Sie, verehrte Hörerinnen und Hörer, ganz herzlich Ihr Gastgeber Wolf Müller-Mertens. Gestern vor drei Jahren wäre Jack Kerouac, Ikone der Beatnik-Bewegung und wohl einer der ersten Popliteraten der Geschichte, vierundneunzigeinhalb Jahre und ein paar Zerquetschte geworden. Es freut mich, anlässlich dieses Jubiläums Literatur- und Kulturwissenschaftler Bertram Zölf zu begrüßen, der sich eingehend mit Leben und Werk des US-amerikanischen Schriftstellers beschäftigt hat. Herr Zölf, welche Assoziationen weckt der Name Kerouac bei Ihnen?
B. Zölf: Wie bitte?
WMM: Was, Herr Zölf, verbinden Sie mit Jack Kerouac?
B. Zölf: Also eigentlich gar nichts.
WMM: Tatsächlich?
B. Zölf: Ja, also ich …
WMM: Ich denke, ich spreche auch im Namen unserer Hörerschaft, wenn ich an dieser Stelle festhalte, dass dieses Bekenntnis doch überraschend kommt, Herr Zölf. Jack Kerouac, über den Sie eine siebenhundert Seiten starke Biographie vorlegt haben, der auch Thema Ihrer Habilitationsschrift war sowie – sofern ich richtig informiert bin – Namensgeber Ihres ältesten Sohnes, Jack Zölf, dem bekannten TV-Schauspieler. Dieser Jack Kerouac weckt keine Assoziationen bei Ihnen. Warum das, Herr Zölf?
B. Zölf: Mir ist dieser Name bestenfalls flüchtig bekannt. Und erst seit eben weiß ich überhaupt, wie man Kerouac ausspricht. Ich hatte da atmosphärisch immer mehr so Keruatsch oder so was Jugoslawisches im Kopf.
WMM: Herr Zölf …
B. Zölf: Herr Müller-Mertens. Es liegt hier offensichtlich ein Missverständnis vor.
WMM: Sagen Sie nichts, Herr Zölf: Es ist der mittlere Sohn, nicht wahr?
B. Zölf: Keine Ahnung. Ich bin nicht Herr Zölf und kenne auch keinen Herrn dieses Namens.
WMM: Aber, Herr Zölf …
„Mir ist dieser Name bestenfalls flüchtig bekannt.“
Unbekannter Studiogast: Mein Name ist Haberzettel. Gottfried Haberzettel. Mir wurde gesagt, ich bekomme heute meinen Preis überreicht.
WMM: In welchem Genre? Klassik, Jazz, Weltmusik ... nein, lassen Sie mich raten: Sie sind Literat!
G. Haberzettel: Das große Hitroulette der 80er, 90er und von jetzt. Ich hatte alle fünf richtig.
WMM: Alle fünf hatten Sie richtig. Ich weiß jetzt nicht … Dieser Befund lässt mich dann doch etwas ratlos zurück, Herr Haber…, ähm Haber…
G. Haberzettel: ...zettel. Das große Gewinnspiel von Hitmelody FM. »Sie haben das Gehör, wir die Kohle.«
WMM: Bitte verzeihen Sie, aber … oh, jetzt geht mir ein … ein Licht geht mir auf. Meine Damen und Herren, hier im Funkhaus, Sie müssen wissen, hier ist auch unser Schwestersender untergebracht, Radio Melodie oder so.
G. Haberzettel: Sie meinen Hitmelody FM.
WMM: Ja ja ja, durchaus. Es muss zu einer Verwechslung gekommen sein, für die ich mich selbstredend in aller Form entschuldigen möchte. Also ...
G. Haberzettel: Also was ist jetzt mit meinem Preis?
WMM: Der wird Ihnen selbstverständlich im Anschluss an unsere Sendung überreicht oder per Post zugestellt oder so was.
G. Haberzettel: Okay. Das heißt, soll ich jetzt gehen?
WMM: Eine interessante Frage, die ich gerne an unsere Regie … Soll unser Gast …? Soll er … Meine Damen und Herren, ich deute die Zeichen unseres Regisseurs Paul Thies als ein Nein. Vielleicht also doch auch an Sie, Herr Haberzettel, die Frage: Welchen Stellenwert genießt das Werk Jack Kerouacs heute?
G. Haberzettel: Wie bereits erwähnt, ist mir sowohl dieser Herr als auch seine Arbeit komplett unbekannt.
WMM: Gut, dann vielleicht noch eine andere Frage: Werden Sie oft verwechselt? Zum Beispiel mit dem berühmten Bratschisten Gedeon Trank-Winkelsteyn?
G. Haberzettel: Nein, warum?
WMM: Nicht wenige erinnert er entfernt an den späten Jack Zöl..., ich meine Haberzettel, Herr Kerouac.
G. Haberzettel: Kann ich jemanden grüßen?