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APRIL 2020

Essay

Krisenkommunikation

Kolumne geöffnet – bitte einzeln eintreten.

A

uch von meiner Seite ein herzliches Heile an alle, die wo 6020er Stadtblatt auch in Krisenzeiten die Treue halten.

 

Das klingt jetzt gleich vielleicht etwas dramatisch, verehrte Damen und Herren leserseitig, aber es ist gut möglich, dass dies die letzte Kolumne aus meinen Händen wird. Ja, so leid es mir tut: Meine Haut ist mittlerweile derart trocken, dass man selbst absurd dick aufgetragener Feuchtigkeitscreme beim Versickern zusehen kann. Und an zwei Stellen kommt schon der Knochen durch, weshalb ich mich genötigt sehe, zukünftige Geniestreike voraussichtlich zu diktieren.

 

Doch ich möchte mich hier nicht als das große heimliche Corona-Opfer darstellen, ich bin ja nicht die Straßenverkehrsordnung. Die gute Nachricht: Da schreiben sowieso und überhaupt der einsamste Beruf der Welt ist, gibt es ansonsten keinerlei Einschränkungen in der Textproduktion. Die Verzweiflung vor dem leeren Blatt, das exponentiell hinaufprokrastinierte schlechte Gewissen, der Selbsthass bei gleichzeitig eskalierendem Größenwahn – alles nimmt seinen gewohnten Lauf, um Ihnen auch in Krisenzeiten diese Kolumne & Spa in gewohnter Quantität zu liefern.

 

Selbstverständlich braucht es dafür ein gehöriges Maß an Disziplin. Erstens: Wiewohl der Schlaf vor zwölf Uhr der beste ist, wuchte ich meinen Antikörper seit Beginn des Lockdowns nie nach elf aus den Polyestern. Da bin ich wirklich eisenhart zu mir selbst. Zweitens: Jeden Tag, nachdem ich bei den Tigern nach dem Rechten gesehen habe, unternehme ich einen ausgedehnten Spaziergang im Westflügel.

Und drittens ganz wichtig dieser Tage: die alte Humoristenregel: „Keine harten Sachen vor dem zweiten Joint!“

 

Die Einhaltung dieser einfachen, superinfografiktauglichen Maßnahmen ermöglicht es mir, in Bälde mein Balkonkonzert in D-Moll für Dosenbier und Volkshochschul-Gitarre fertigzustellen. Ein Auftragswerk für die melodieblinde und harmonieagnostische Schwerhörigen-WG vom dritten Stock gegenüber. Zwischendurch wohne ich sehr intensiv und erfreue mich ästhetisch. Zum Beispiel an Ausgangsbeschränkung und Maskenpflicht, die mehr für den Ortsbildschutz getan haben als sämtliche Archtikturwettbewerbe der letzten drei Jahrzehnte, multipliziert mit den Schönheitsoperationen des selben Zeitraums.

 

Was ästhetisch ja auch was hermacht, wenn Sie mich fragen, aber mich fragt ja niemand: wie 
Ceausescu auf der leergeräumten Autobahn unterwegs sein. Den Jüngeren muss man das jetzt vielleicht erklären: Autobahn. Das ist eine Straße für den Fernverkehr, auf der man früher mal in andere Länder reisen konnte. Und Ceausescu: Der war so was wie der rumänische Putin, nur ohne Erdgas und schwarzem Gürtel in Geopolitik-Karate.

 

Jedenfalls, weil es bis zur nächsten Ausgabe ganz schön dauert und außerdem eigentlich eh alles schon wurscht ist, möchte ich Ihnen meinen wöchentlichen Newsletter für Quarantänegeschädigte jeden Alters ans Herz legen. Prima auch bei Kurzarbeit! Kosten- und virenfrei erhältlich auf jf-park.com.

 


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