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DEZEMBER 2017

Kolumne

Flauschig

Popkultur und was sonst noch zu sagen ist.

V

or einigen Wochen in Stuttgart. Olli Schulz spielt sein einziges Konzert in diesem Jahr beim New Fall Festival. Wir sitzen wartend auf braven Sesselreihen in einer Mehrzweckhalle direkt neben dem Fußballstadion, in dem gerade 58.000 Menschen das Spiel VfB Stuttgart gegen Borussia Dortmund sehen. Ein Konzertbesucher hinter uns beginnt mit seinem Sitznachbar ein Gespräch: „Bist du auch hier, weil du ‚Fest und Flauschig’ so gern hörst?“ Einen besseren Beweis, dass Podcasts das Medium der Stunde sind, braucht es wohl nicht. Ich unterstelle dem besagten Konzertbesucher nicht einmal, dass er bis vor Kurzem keine Ahnung hatte, dass Olli Schulz nicht nur Podcaster und gelegentlicher Fernsehclown, sondern auch ein sauguter Musiker ist – und das seit 15 Jahren.

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Ich verstehe sogar, was er meint, wenn er sagt, dass er das Gefühl hat, „den Olli“ richtig gut zu kennen, seit er ihn jede Woche eine Stunde reden hört. Darin liegt ja auch die Stärke des Mediums Podcast: Es ist extrem persönlich und schafft sofort eine Nähe zwischen Podcaster und Zuhörer – wenn es der Podcaster will. Jan Böhmermann will das eigentlich nicht und versteckt sich regelmäßig hinter Witzen und offensichtlich erfundenen Geschichten über seinen privaten Alltag. „Der Olli“ ist hingegen sehr ehrlich und auch mitteilungsbedürftig. Das schätzen die Hörer – und werden vielleicht über diesen Umweg auch Fans seiner Musik. Auf seine Kosten ist der „Fest und Flauschig“-Fan hinter mir an diesem Abend auf jeden Fall gekommen. Schließlich wurde gleich am Anfang ein extra für das Konzert aufgenommenes Facetime-Intro von Jan Böhmermann auf die Leinwand projiziert. Und danach gab’s Selfies.