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SEPTEMBER 2017

Kolumne

long time no gigi

Popkultur und was sonst noch zu sagen ist.

S

pinn ich oder ist das Gigi d’Agostino, zu dem die halbe Redaktion von Vice Austria da in ihren supercoolen Instastorys abgeht?“, denk ich mir. Noch einmal anhören. Ja natürlich ist das Gigi d’Agostino. Ist das ironische Zitieren von hässlichen Dingen aus den Neunzigern wirklich schon so weit fortgeschritten, dass wir nicht nur Fila-Leiberl und Plastik-Choker tragen, sondern auch wieder zu „La Passion“ und „Blablabla“ tanzen? Meine Fresse. Als jemand, der in den späten Neunzigern begonnen hat auszugehen, und ja, ich geb’s zu, Gigi d’Ag (wie ihn seine echten Fans nennen) auch einmal in einer Tiroler Großraumdisco, die nicht näher genannt werden soll, live gesehen hat, ist es wirklich bizarr, dass man als Millennial (und so bezeichne ich die halbe Vice-Redaktion jetzt einfach pauschal) auf diesen Sound steht.

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Als Jugendlicher leidet man ja irgendwie immer ein bisschen am Stockholm-Syndrom: Die Musik, die in der Pubertät cool ist, ist immer cool, auch wenn sie objektiv furchtbar ist. Weil man sich halt mit dem, was da so aus dem Radio und der Dorfdisco-Box kommt, arrangiert. Und weil halt so viele tolle Dinge zu diesem Sound passieren. Wir Kinder der frühen Achtziger haben eine ziemliche Scheißzeit erwischt – zumindest dachte ich das immer. Jetzt schaut’s so aus, als war das damals doch nicht so übel. Irgendwie. Ich warte nur noch drauf, bis die erste „From the Nineties to the Noughties“-Party in einem respektablen (!) Innsbrucker Lokal stattfindet. Sagt mir einfach, wenn der Vengabus vor der Türe steht. Das Barbie Girl wartet.