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AUGUST 2017

Kolumne

Hass beflügelt

Popkultur und was sonst noch zu sagen ist.

U

m die eigene Meinungsblase zu verlassen, muss man einfach nur Facebook-Kommentare lesen. Das gilt besonders für Artikel über Stefanie Sargnagel. Ihr aktuelles Buch „Statusmeldungen“ ist das erste bei einem großen deutschen Verlag (Rowohlt) und als Folge war sie zuletzt gefühlt in allen deutschsprachigen Medien präsent. Die Facebook-Reaktionen auf diese Artikel und Beiträge: teilweise unpackbar.

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Vor allem das Maß an Aggression ist in gleichem Maß erstaunlich wie besorgniserregend. Denn ganz objektiv betrachtet macht die Bachmann-Publikumspreisträgerin 2016 relativ wenig „falsch“. Sie schreibt Bücher, ist über witzige Facebook-Meldungen bekannt geworden, geht offen mit ihren Schwächen um und ist auch sonst eine recht typische Vertreterin der Wiener Humorschule. All das ist keineswegs skandalös oder bahnbrechend. Dass vor allem FPÖ-Sympathisanten mit purem Hass auf Sargnagel reagieren, liegt wohl daran, dass sie Mitglied der feministischen „Burschenschaft“ Hysteria ist und auch mal einen derben Spruch raushaut (als Frau!). Die meisten Kommentare zielen übrigens darauf ab, dass Stefanie Sargnagel hässlich sei (was selbst bei Geschmacksunterschieden ganz einfach nicht stimmt) und entweder vergewaltigt oder zwangssterilisiert gehöre. Ein tolles Frauenbild haben wir da am Start.

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Wenn dann HC Strache auf Sargnagels ZiB-Interview mit einer öffentlichen Beschimpfung und dem x-ten Aufwärmen der „Babykatzen-Affäre“ (Reminder: Er hat den Witz einfach nicht kapiert) reagiert, dann hofft man ganz inständig, dass Stefanie Sargnagel noch lange durchhält mit ihrer Parole: „Eure Wut beflügelt mich.“