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FEBER 2017

Kolumne

Schlechte Zeiten, Gute Zeiten

Popkultur und was sonst noch zu sagen ist.

J

e turbulenter die Zeiten, desto wichtiger wird die Kunst – das war schon immer so. Schauspieler werden auf einmal zu Opinion Leadern, auch wenn sie nicht Meryl Streep heißen. Oder sie nutzen wie Alec Baldwin ihr schauspielerisches Können, um als Trump-Parodie zum scharfzüngigen Oppositionssprecher zu werden.

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Man freut sich als Zuschauer schon auf die neuen Folgen von Shows wie „Last Week Tonight“ mit John Oliver, weil man sich eigentlich sicher sein kann, dass ihm der Zorn quasi aus den Ohren raucht und da garantiert ganz große politische Comedy auf uns wartet. In der Musik wird es wohl noch ein bisschen dauern, bis sich der Widerstand in Songs und Alben niederschlagen wird – bis dahin greifen die Künstler auf die Macht des Boykotts zurück, siehe Musikerabsagen bei der Inauguration. Dass sich Moby mit Norbert Hofer angelegt hat, ist ja schon einmal ein guter Anfang.

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Neben den Künstlern haben auch wir, die Zivilgesellschaft, einen gewaltigen Arschtritt bekommen. Anstatt hübsche Fotos auf Pinterest zu pinnen und das x-te Wochenende-Meme zu sharen, überlegt man sich, für welche NGOs oder Medien man spenden will. Am Tag des Women’s March wurde sogar Instagram – das eigentlich oberflächlichste aller sozialen Medien – zu einem beeindruckenden Sammelsurium aus Fotos, Parolen und prominenten Unterstützern. In Summe kann man sagen: So düster die Lage auch scheint, so sehr darf man gespannt sein, was Kunst und Gesellschaft aus eigener Kraft schaffen. Das Wachrütteln haben wir nämlich alle gebraucht.