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JULI 2014

Kolumne

YouTube-Tiefen

Popkultur und was sonst noch zu sagen ist

W

elche Leidenschaften Menschen in ihren YouTube-Videos zum Ausdruck bringen, kann einem manchmal Angst machen. Oder auch endlos amüsieren. Oder irgendetwas in der Mitte. Do-it-yourself-Videos sind ja durchaus praktisch, Menschen, die einem ein Buch auf YouTube vorlesen, machen mich aber ein wenig nervös.

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Am meisten faszinieren mich zur Zeit Shopping-Hauls. Das sind Videos, in denen Mode- und Lifestylebloggerinnen (und auch -blogger) vor der Kamera zeigen, was sie bei ihrem letzten Einkaufsbummel erbeutet (haul = Beute) haben. Stück für Stück werden die gekauften Kleidungsstücke, Schuhe, Accessoires und Beautyprodukte ausgepackt, hergezeigt und nach Preis und Qualität bewertet. Echte Profi-Hauler haben sogar eine eigene Handbewegung, bei der man das Produkt vor die ausgestreckte Handfläche hält, damit der YouTube-Nutzer selbst auf dem kleinen Smartphone-Screen die Farbe des Gegenstands erkennen kann.

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Einerseits sind die Haul-Videos durchaus informativ (wenn man sich für Mode interessiert natürlich) und unterhaltsam, andererseits wird einem die Kaufbesessenheit unserer Gesellschaft auf bizarre Weise vor Augen geführt. Trotzdem: Aus Konsumenten-Sicht macht es durchaus Sinn, sich von (Halb-)Profis erzählen zu lassen, ob T-Shirts aus Geschäft A, B oder C etwas taugen oder nicht. Dass die Bloggerinnen und Blogger mit ihren Videos auch ein bisschen Geld verdienen, sei ihnen gegönnt. Was sie mit dem ganzen Krempel machen, den sie jede Woche nach Hause schleppen, würde mich aber schon interessieren.

Do-it-yourself-Videos sind ja durchaus praktisch, Menschen, die einem ein Buch auf YouTube vorlesen, machen mich aber ein wenig nervös.