u Ostern schloss die Buchhandlung Morawa ihre Filiale in der Anichstraße. Fast unweigerlich drängt sich nach Entwicklungen wie diesen wieder jene Frage auf, die die Branche seit Jahren beschäftigt: Haben traditionelle Buchhandlungen ausgedient? Wird der Leser in Zukunft keine Stunden mehr stöbernd vor den Bücherregalen verbringen, sondern nur mehr auf Online-Portalen? Oder ist am Ende die Angst um das altehrwürdige Geschäft mit dem Buch nur unbegründet?
„Buy local“ als Trend.
Spricht man mit den verbleibenden Innsbrucker Buchhandlungen, erfährt man, dass jeder seine eigenen Methoden entwickelt, um sich der Konkurrenz durch Amazon und Co. entgegenzustellen. Mit Erfolg, wie Markus Renk, Filialleiter der Buchhandlung Tyrolia, findet. Laut ihm hatte der gesamte Buchhandel in den letzten zwei Jahren mit Rückgängen um etwa 3,4 % zu kämpfen, jedoch sei ein neues Bewusstsein bei den Kunden spürbar: „Leserinnen und Leser kehren vermehrt für ihren Einkauf in die Buchhandlungen zurück, ‚buy local’ lautet der neue Trend“, erklärt Renk.
Buchhandlungen wie Tyrolia antworten darauf mit einer vermehrten Konzentration auf die Interaktion zwischen Verkäufer und Leser, sowie speziellen Angeboten, wie etwa dem Lieferservice der Tyrolia Buch Box oder der Tyrolia Lese-App. „Man wird kreativer, nützt selbst immer mehr Möglichkeiten und bietet noch mehr Kundenservice“, so Renk.
//Bei Thalia setzt man auf die Mischung aus direktem Verkauf im Geschäft und neuen Wegen. Mit einem Online-Shop und eigenen eReadern und Tablets will man eine echte Alternative zu Amazon bieten. Die Innsbrucker Filialleiterin Helga Rom hebt die Verbindung zwischen der Kundenberatung, dem digitalen Lesen und dem Online-Komfort hervor.
„Lesen, egal in welcher Gestalt, ist wichtig“, sagt Rom. „Durch den Schwerpunkt auf eReadern und Online-Shop spricht man auch neue Kunden an, die man sonst nicht erreicht.“
Das Buch als Kunsthandwerk.
In der vergleichsweise jungen Buchhandlung Wiederin kehrt man ganz bewusst zu den Wurzeln zurück, denn hier dreht sich alles um das Medium Buch und den Akt des Lesens. Geschäftsführer Thomas Wiederin belegt mit steigenden Umsätzen, dass Leser vermehrt schön gebundene und sorgfältig editierte Bücher bevorzugen – das Buch als Kunsthandwerk, das der Kunde in seiner bevorzugten Buchhandlung auswählt: „Es gibt wieder Tendenzen, dass die Leserinnen und Leser eine schöne Buchhandlung besuchen, ein schönes Buch in Händen halten und über Bücher reden wollen. Das sind Qualitäten, die Amazon nicht bieten kann.“
//Ein Trend, den auch Markus Hatzer, Filialleiter der Buchhandlung Haymon, bestätigt. Insbesondere kleine Buchhandlungen erleben somit auch in Innsbruck eine Renaissance, wenn Leser wieder für ihren Einkauf in die Buchhandlungen zurückkehren. Die Haptik und den Geruch eines Buches kann eben kein eBook ersetzen.
//So sind Innsbrucks Buchhändler sich am Ende zwar einig, dass der Markt in den letzten Jahren nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland und der Schweiz Einbußen erlebt hat, sie bleiben aber optimistisch. Ist die Sorge um den lokalen Buchhandel am Ende viel Lärm um Nichts? So wie ein gutes Buch, hat wohl auch die Diskussion um den Buchhandel mehrere Seiten.
Das Sortiment im Test
6020 hat sich in den vier großen Innsbrucker Buchhandlungen (tyrolia, haymon, wiederin, haymon) nach drei Büchern erkundet: John Greens Bestseller „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“, Oscar Wildes Klassiker „Das Bildnis des Dorian Gray“ und Haruki Murakamis viel diskutierter Roman „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“. Das Ergebnis: Alle sind in allen Buchhandlungen erhältlich.
„Es gibt wieder Tendenzen, dass man eine schöne Buchhandlung besuchen, ein schönes Buch in Händen halten und über Bücher reden will.“
Thomas Wiederin