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OKTOBER 2017

6020 Exclusiv!

„Ich helfe, die richtigen Fragen zu stellen“

Wie auch immer die Olympia-Abstimmung am 15. Oktober ausgeht, ein Gewinner steht schon fest: Philipp Herzmann-Orlowsky. Der international tätige Fragendesigner hat den Text für die Abstimmung gestaltet und freut sich nun über volle Auftragsbücher, wie er uns im Interview verrät.

6020 exklusiv:


Her
r Herzmann-Orlowsky, die Telefonverbindung ist sehr schlecht. Wo erreichen wir Sie gerade? Philipp Herzmann-Orlowsky: Ich befinde mich auf der Rückreise aus Katar, wo ich gerade mein jüngstes Projekt abgeschlossen habe. 

 

Worum ging‘s? Den Bau des größten Kamelrennstadions der Welt. 

 

Weshalb braucht es da Ihre Hilfe? Katar ist ja nicht gerade als wehrhafte Demokratie bekannt. Die Stimmung gegenüber dem Projekt ist eher gedämpft. Viele Katarer fragen sich: „Warum brauchen wir das?“ Und wenn dann wie üblich mit dem wirtschaftlichen und touristischen Nutzen argumentiert wird, entgegnen sie: „Irgendwann muss es doch genug sein. Meine Putzfrau hat selber schon vier Angestellte.“

 

 

 

Auf der ganzen Welt unterwegs: Fragendesigner Philipp Herzmann-Orlowsky, der bei seinem Einsatz in Tirol für eine klare, einfache und vor allem verständliche Fragestellung sorgte.

 

Deshalb hat sich Scheich Tamim, der sich in seiner Freizeit mit Wahlen, Demokratie und verschiedensten Spinnereien beschäftigt, zu einer Volksabstimmung entschieden. 

 

Und die Frage dazu stammt demnach von Ihnen? Richtig. Sie lautet: „Soll Katar dem Willen des Propheten genüge tun und ein Kamelrennstadion bauen oder sich den ungläubigen Kreuzfahrern unterwerfen?“ Die Antwort darauf liegt nun in den Händen des Volkes, Inschallah. 

 

Kommen wir zu Ihrem Einsatz für die Tiroler Olympia-Bewerbung. Wie hat sich das ergeben? Den Verantwortlichen war offenbar von Anfang klar, dass hier ein leichtfertiger Umgang mit der Fragestellung ein großes Risiko birgt. Deshalb haben sie sich über einen Mittelsmann bei BP, für die ich vor Jahren eine Kundenzufriedenheitsstudie im Golf von Mexiko durchgeführt habe, an mich gewandt, und zwar mit der Bitte: Herr Herzmann-Orlowsky, gestalten Sie eine Frage, die die Tiroler auch richtig verstehen. 

 

Was ist an „Soll sich Innsbruck/Tirol für die Olympischen Winterspiele 2026 bewerben?“ nicht verständlich? Ich denke, ich spreche für alle Tiroler, wenn ich sage: Das kapiert doch kein Mensch, was soll das denn heißen: „sich bewerben“?