Die Experten
Felix Winkler ist Lichtspezialist und Ein-Mann-Unternehmer hinter dem Namen Felux. Ob Lampen aus Metalldosen oder alten marokkanischen Teelichtaufsätzen – Ideen für seine Lichtdesigns findet er in allen möglichen Gegenständen. In Sachen Innenbeleuchtung kooperiert Felix oft mit Johannes Münsch vom UpcyclingStudio, der aus alten Möbeln charaktervolle Innendesign-Objekte macht und damit schon so manch hippes Innsbrucker Lokal verschönert hat. Die zwei selbstbetitelten „Spinner“ ergänzen sich also perfekt, agieren aber nicht nur zu zweit, sondern als Teil eines lebendigen Kollektivs. Ihre aktuelle Heimat ist die „Spinnerei Spulerei“ oberhalb des HoRuck in der Hallerstraße, wo sie „Fäden spinnen, das Netz wachsen lassen und fliegende Teppiche entwickeln“, so die eigene Beschreibung. Hier finden auch unterschiedliche Events statt – so laden die Spinner Mitte November zum Beispiel zum Tag der offenen Tür in der Spulerei (der genaue Termin wird noch bekanntgegeben).
Tipp #1
Auf Obsoleszenz pfeifen
Viele runde Glasabdrücke auf einem alten Holztisch zeigen, dass er richtig benutzt wurde. Manche Dinge werden schöner, wenn es um sie nicht mehr schade ist – die ideale Voraussetzung, um selber Hand anzulegen. „Wenn ein Medium aus der Zentralität seiner Kultur gerät, stirbt es entweder aus oder wird zu Kunst“, lautet ein Zitat des kanadischen Medientheoretikers Marshall McLuhan. Upcycling funktioniert ähnlich: So wird aus Sperrmüll vielleicht ein eigenes Kunstwerk. Denn wer Zeit fürs Werkeln aufwendet, verleiht jedem Stück Einzigartigkeit. Wenn’s nicht gelingt, auch halb so wild.
Tipp #2
Ein Hoch auf die Zweckentfremdung
Wenn man sie mit mehreren Platten versieht, verwandeln sich Stehleitern aus Holz in originelle Bücherregale. Das machen aber auch andere Multitalente wie stabile Holzkisten, die man fix montieren oder, why not, als Nachtkästchen verwenden kann. Selbst ein Kasten kann zur Sitzbank mutieren.
//Noch ein paar alternative Sitzgelegenheiten gefällig? Ein Sack mit weichem Dämmmaterial (gibt’s schon um 20 Euro im Baumarkt), Decke drüber, fertig. Oder: Eine harte Matratze am Boden, bunte Pölster drauf, Wandteppich zum Dranlehnen, wieder fertig! Beim Aufstehen tut man auch noch was für die eigene Fitness. Jede Menge Material, das sich zweckentfremden lässt, findet man auf Flohmärkten, in den Kellern sämtlicher Verwandten, Freunde und Bekannten. Ein Besuch in Gebrauchtmöbelläden wie dem HoRuck ist natürlich auch empfehlenswert.
Tipp #3
Kein Hochglanz, keine Europaletten
Finger weg von auf Hochglanz polierten Stücken und auch von Europaletten, die nicht aus Vollholz sind. In Letzteren lauert eventuell Schimmelbefall (außerdem sieht man sie derzeit deutlich zu oft). Massivholz ist dafür ein wunderbarer Werkstoff, der sich in der Verwendung leicht optimieren oder sogar zweckentfremden lässt.
Aus einer Stehleiter aus Holz wird ein Bücherregal.
Tipp #4
Die Suche nach der Gemütlichkeit
Seit der Steinzeit hat sich ein Prinzip kaum geändert: die Lagerfeuer-Sitzkonstellation! Heute ist die Kombination aus Couch und sonstigen Sitzmöglichkeiten rund um einen Tisch das Zentrum für angenehmes Beisammensein. Das richtige Licht kommt dabei von oben. Um den idealen Platz für die Sitz-Oase zu finden, sollte man den Raum zuerst auf sich wirken lassen. Die einzelnen Elemente können versuchsweise und Stück für Stück hinzugefügt werden. Am besten fängt man aber mit der Couch an.
Extra-Tipp von Johannes:
Couchtisch leichtgemacht
Einen alten Tisch besorgen, Tischplatte eventuell abnehmen, die bevorzugte Seite schweißen oder bemalen. Tischbeine kürzer sägen, rutschfeste Pads anbringen und wieder montieren – fertig ist der einzigartige Couchtisch!
Tipp #5
Hilfe von Profis holen
In Innsbruck gibt es offene Werkstätten, wo Profihandwerker den Bastlerinnen und Bastlern mit Tipps und Werkzeug zur Seite stehen. Für jene, die noch keine konkrete Idee für die Umsetzung im neuen WG-Zimmer haben, lohnt sich ein Besuch ebenso. Vielleicht wird die Inspiration im Austausch mit anderen Gleichgesinnten ja angekurbelt.
//Hilfe von Profis gibt’s an diesen Adressen:
FabLab im Spielraum für Alle in der Franz-Fischer-Straße 12, WerkStattCouch in der Höttingergasse 32
Jeder ist ein Handwerker: Die WerkStattCouch
lte Möbel sind in der Regel robust und eignen sich gut zum Umbau – neue Möbel sind aber auch modifizierbar. Was nicht in die Wohnung passt, wird passend gemacht. Der gemeinnützige Verein WerkStattCouch hat sich unter anderem auch diesem Gedanken verschrieben. In bester Do-it-together-Manier fand sich 2015 eine tatkräftige Studentengruppe zusammen, die seither die Höttinger Werkstatt „Hinterstübchen“ in Kooperation mit der Bäckerei bespielt. Der Verein besteht mittlerweile aus 19 Handwerkern und Spezialisten aus verschiedenen Sparten. Interessenten können auch Mitglied werden.
//Ziel des Vereins ist, eine umfangreiche Bandbreite und handwerklichen Freiraum anzubieten. In der WerkStattCouch ist darum mittwochs von 18 bis 21 und samstags von 10 bis 18 Uhr jeder willkommen, der werkel- und bastelspezifische Anliegen hat. In der Holzwerkstatt darf gesägt, gehobelt, gedrechselt und geschliffen werden, während in der Metallwerkstatt Schweiß-, Flex-, Bohr-, Lackier- und Sandstrahlarbeiten durchgeführt werden können.
Das notwendige Werkzeug steht allen zur Verfügung. Zwei Vereinsmitglieder stehen handwerklich Unerfahrenen mit Tipps beratend zur Seite, es darf einiges ausprobiert werden. Wer keine Hilfe braucht, kann sofort loslegen.
//Die Nutzung der Werkstatt basiert auf freiwilligen Spenden, wofür es Richtwerte gibt: Wer beispielsweise einen Tag lang an einem Werktisch arbeiten möchte, darf’s für ca. 18 Euro am Tag tun.
Für die Nutzung größerer Geräte wie Kreissäge oder Hobelmaschine wird um 20 Euro pro Stunde gebeten – unterm Strich ein tolles Angebot, da die maschinelle Arbeit meistens nur wenige Minuten dauert. Zum Werkeln sind alle willkommen, eine Vereinsmitgliedschaft ist übrigens nicht notwendig.
DIY-Workshops
Wer einen Ausgleich zum Bib-Alltag und Studium sucht, wird vielleicht in den Workshops der WerkStattCouch fündig. Hier setzen Teilnehmerinnen und Teilnehmer eigene Projekte um, bauen Hochbeete, Hocker, stellen Gegenstände aus Glas oder gar Messer her. Demnächst können an einem neuen Webstuhl auch Teppiche und Co. hergestellt werden. Die Workshops werden von Vereinsmitgliedern und externen Profis gehalten.
Infos und Termine unter www.werkstattcouch.at