iffen oder damit aufhören – am Anfang einer Therapie sind Klienten meist im Zwiespalt, erzählt die Psychologin Kathrin Schneider vom Z6. Denn Kiffen ist für Cannabisabhängige Lebensstil, hilft den Alltag zu bewältigen, bringt aber gleichzeitig Probleme mit sich: soziale mit den Eltern, Lehrern, Freunden oder dem Chef, körperliche in Form von Erkrankungen der Atmungsorgane, Merk- und Konzentrationsstörungen, psychische wie Depressionen oder Angststörungen und letztlich auch rechtliche. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass regelmäßiges Bong- oder Jointrauchen auch körperlich süchtig machen kann. „Zwar nicht so stark wie Heroin“, erklärt die Beraterin, „dennoch kann eine plötzliche Abstinenz Entzugssymptome wie Schlafmangel, Nervosität, Appetitverlust und Depressionen auslösen.“ Etwa vier bis sieben Prozent der Gewohnheitskiffer werden abhängig. Im Z6 steigt die Anzahl der Klienten mit Cannabisstörungen laufend. Diese Tatsache, das große Unwissen rund um die Droge sowie die Erkenntnis, dass „junge Kiffer einen anderen Therapieansatz brauchen als Opiatkonsumenten“, veranlasste die Beratungsstelle, Candis einzuführen.
Risikozonen entschärfen.
Die Spezialtherapie wurde 2007 in Deutschland von Ärzten, Psychotherapeuten und Psychologen entwickelt und in einer Studie erfolgreich getestet: Die Hälfte der 72 Teilnehmenden blieben nach der Testphase abstinent, 22 reduzierten ihren Konsum. „Die Stärke der Therapie liegt in der Mischung aus Motivationsförderung, dem verhaltenstherapeutischen Ansatz und dem Problemlösetraining“, beschreibt Schneider. Klienten schätzten vor allem die klare Struktur der Behandlungsmethode sowie die relativ einfache Anwendbarkeit im Alltag. Die Kurzintervention läuft über rund drei Monate, richtet sich auch an Gruppen und unterteilt sich in drei Module.
„Beim Kiffen wird der Botenstoff Dopamin, der unser Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert, verstärkt ausgeschüttet.“
16- bis 30-Jährige können im Z6 dabei ihren Cannabiskonsum reflektieren, reduzieren und wenn gewollt auch komplett aufgeben. Der Schwerpunkt liegt anfangs in der Motivationsförderung. Vor- und Nachteile des Kiffens werden individuell erarbeitet, Zweifel besprochen und die Funktion der Droge ausgemacht. Auch körperliche Wirkungen sind Thema: „Beim Kiffen wird wie beim Sex und Essen der Botenstoff Dopamin verstärkt ausgeschüttet, der unser Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert“, erläutert die Expertin. Solche Erklärungen helfen Klienten, ihre Sucht besser zu begreifen.
//Im zweiten Teil lernen Hilfesuchende mit Methoden aus der Verhaltenstherapie, ihren Drogenkonsum zu kontrollieren.
Auslöserreize wie die „rote Couch“ werden identifiziert und entschärft: „Besitzt der Behandelte zum Beispiel eine gemütliche Kifferecke, raten wir ihm diese umzugestalten. Bedeutet der morgendliche Kaffee gleichzeitig eine Tüte, sollte er vorerst auf das Getränk verzichten.“ Diese Tipps sind einfach umzusetzen. Die Auseinandersetzung mit Rückfällen hilft in Momenten, in denen das Verlangen nach Gras doch siegt. Beim Problemlösetraining werden schließlich Strategien zum Umgang mit Stresssituationen entwickelt, ohne dabei zugedröhnt zu sein. Die zehnstündige Therapie ist oft Beginn eines Änderungsprozesses, sagt Schneider. „Wird länger Unterstützung gebraucht, wird diese weiter gewährt. Natürlich anonym, kostenlos und vertraulich.“