äre es nicht für alle Beteiligten das Allerbeste, den Valentinstag a priori scheiße zu finden? Und mit genau null Erwartungen in diesen Tag zu starten? Und wer wirklich nicht mit einer spontan geschenkten Pralinenschachtel oder essbarer Unterwäsche gerechnet hat, kann dann immer noch mit freudiger Schnappatmung reagieren. Oder auf Unterlassung klagen, je nachdem.
Scooter:
„Let me be your Valentine“
HP Baxxter ist mit Gewissheit der allererste, der morgens in den Spiegel blickt und es nach all den Jahren immer noch nicht fassen kann: Mit Scooter wird immer noch richtig viel Kohle gemacht. Ist der Mann vielleicht ein Genie? Dieser Song transzendiert den Valentinskitsch und erreicht eine neue Dimension. Unbedingt das Video dazu genießen, dieses Gesamtkunstwerk ist nicht in Worte zu fassen. Wicked!
The Darkness:
„I Believe in a Thing Called Love“
Abgedroschene Liebeslied-Floskeln im rockigen Falsetto-Gesang. Von einer Band der Nullerjahre, die dem damals typischen „The“-Bands-Credo „weniger ist mehr“ todesmutig trotzte und für Pomp, Pathos und Gitarrensolos eintrat. Die sympathischen Glam-Briten haben den Mut zum Kitsch salonfähig gemacht und den V-Day-Song mit der höchsten Mitgröhlbarkeit geliefert. Schmacht.
Florence and the Machine:
„Kiss with a Fist“
Drama, Baby! Ein Lied, das die hohe Kunst destruktiver Streitkultur auf den Punkt bringt: Sich ordentlich fetzen zu können, gehört eben auch zu einer Beziehung. Hier bleibt kein Zahn intakt, das teure Geschirr wird auch dran glauben, zur Not muss auch das Bettchen in Brand gesetzt werden. Das gute Musikstück klingt dabei trotzdem so lieb, charmant und nett, dass die Zerstörungswut sicher bald verziehen wird. Kiss with a fist is better than none – ist halt so!
Leonard Cohen/
Jeff Buckley:
„Hallelujah“
Der Hit auf vielen kirchlichen Hochzeitsfeiern. Setz dich mal intensiver mit dem Text auseinander und du wirst bald erkennen: Biblische Symbole sind vorhanden, aber in Wahrheit hat man es hier mit einer ziemlich versauten Nummer zu tun, die jeder frommen Seele die Schamesröte ins Gesicht steigen lässt. „But remember when I moved in you – and the holy dove was moving too – and every breath we drew was Hallelujah“ kann man sicher auch spirituell deuten, klar.
Tocotronic:
„Ich will für Dich nüchtern bleiben“
Ein Nüchternbleib-Versprechen ist vielleicht nicht das, was man und frau sich schon immer als standesgemäße Zuneigungsbekundung erträumt hat. Allerdings sollst du nicht vergessen, dass sogar Hedonisten und Partyluder Menschen und fühlende Wesen sind. Haben sie nicht auch ein Liebeserklärungslied verdient? Eben!
Queens of the Stone Age:
„I wanna make it wit chu“
Spiel diese Nummer deinem Date vor, wenn dir die „Naked Man“-Methode aus „How I Met Your Mother“ doch etwas zu riskant ist. Und nicht verzagen, wenn du nicht verabredet bist und du sie nur deinem Polster vorspielen kannst: Josh Hommes Stimme kann an einsamen Valentinstagen Wünsche erfüllen und dir ein passendes Objekt deiner Begierde herbeizaubern. Im Notfall bleibt immer noch Sex mit Jemanden, den man mag – um Woody Allen zu zitieren.
Monica Reyes:
„Schmusen“
Du musst raus und noch eine Valentinsbeute jagen? Dann brauchst du einen Song, der ein bisschen wie deine eigene Cheerleader-Truppe funktioniert. Kein Problem, dieses Lied ist dafür bestens geeignet. Höre es dir ganz genau an und behalte es im Kopf: Die edle Kombination aus Tango und Ska hilft dir nämlich, souverän und gleichzeitig locker auf die Pirsch zu gehen.
Morrissey:
„The more You Ignore Me the Closer I Get“
Deine Jagdpläne sind nicht aufgegangen und deine Gefühle werden nicht erwidert? Das ist scheiße. Aber Morrissey weiß, wie man Melodrama mit der nötigen Portion Boshaftigkeit kombiniert. Zu diesem Lied kann man sich gleichzeitig in Selbstmitleid suhlen und trotzdem als moralischer Sieger vom Platz gehen. Über die passiv-aggressive Haltung, die im Song beschrieben wird, machen wir uns erst Sorgen, wenn sie zur Gewohnheit wird.
Archive:
„Fuck You“
Wer hat es gewagt, dir das Herz zu brechen? Dieser Person kannst du jetzt nur noch die Pest an den Hals wünschen – und sag’s ihr ruhig mit einem Song. Die gute Nachricht: Es gibt viele gute Hasslieder auf der Welt, und eins der bösesten überhaupt stammt aus der Feder dieser chronisch unterschätzten, aber genialen Band aus England. Der Titel ist zwar furchtbar unoriginell, aber im Vergleich zum Text noch sehr sehr harmlos. Alles wird gut.
Cake:
„I will survive“
Die Mutter aller Trennungssongs. Und ja, der Titel ist abgedroschen, aber in dieser Cover-Version cool ohne Ende. Böse Zungen behaupten, dass sich sogar eine Trennung lohnt, damit er auf Dauerschleife laufen kann. Mit ihm und durch ihn wird dir klar werden, dass wer dich nicht will, dich auch nicht verdient hat. Auf zu neuen Ufern.