Was passiert mit den Fundstücken?
Werden die Gegenstände nicht abgeholt, wandern sie nach einigen Tagen ins Fundamt.
12.000 Euro und Ski für alle
Sebastian Schneemann ist Center Manager vom Kaufhaus Tyrol, das vor sieben Jahren wiedereröffnet wurde.
6020:
Was war das kurioseste Fundstück bei euch? Sebastian Schneemann: Bei unserem kuriosesten Fundstück handelt es sich wohl um ein „bewusstes Vergessen“. Eine vierköpfige Familie hat sich im Intersport eine komplette Skiausrüstung gekauft – Outfit, Skier, Schuhe und Accessoires. Ein paar Tage später, wir vermuten nach Ende des Skiurlaubs, haben wir die neuwertigen Sachen im 3. Untergeschoß abgestellt wiedergefunden.
Warum glaubt ihr, hat die Familie die Skiausrüstung wieder „zurückgebracht“? Wir haben bei unseren Kameraaufzeichnungen nachgeschaut, sie haben die Sachen tatsächlich abgestellt und sind wieder gefahren. Vielleicht waren es reiche Russen, denen das Einpacken zu mühsam war und die für den nächsten Skiurlaub eh wieder alles neu kaufen möchten.
Aufgrund der Innenstadtlage ist das Kaufhaus Tyrol sehr beliebt bei Touristen, habt ihr weitere Anekdoten auf Lager? Eine Amerikanerin hat an einem Samstag ihre Reisetasche mit Flugtickets und anderen wichtigen Dokumenten in einem Schließfach vergessen. Sie ist erst am Sonntagmorgen draufgekommen und hat uns daraufhin über unsere Facebookseite kontaktiert. Wir haben ihr am Sonntag das Haus aufgesperrt und die Reisetasche übergeben. Sie konnte daraufhin, wie geplant, am Sonntagnachmittag zurück in die USA fliegen.
Was war das wertvollste Fundstück? Unser Sicherheitschef Antonio hat im 3. Untergeschoß ein Kuvert mit rund 12.000 Euro gefunden. Der Fund wurde im Haus ausgerufen. Wenig später hat sich beim Infopoint eine völlig aufgelöste Dame aus dem Unterland gemeldet. Sie konnte die richtige Geldsumme nennen und hat daraufhin ihr Kuvert zurückerhalten.
Warum geht die Kundin mit so viel Bargeld ins Einkaufszentrum? Sie wollte für ihren Hotelbetrieb Möbel einkaufen. Verständlicherweise ist sie sehr erschrocken, als sie bemerkt hat, dass sie das Kuvert verloren hat.
Wurde auch schon mal ein Auto vergessen? Ein Auto nicht, aber ein Italiener hat tatsächlich seinen Ferrari-Schlüssel vergessen. Er ist dann mit seiner Frau zum Infopoint gekommen und dort auf unseren Security-Chef Antonio getroffen. Der hat sich einen Scherz erlaubt und ihm erklärt, dass sich jemand den Ferrari gerade für eine Spritztour ausgeliehen habe. Die Frau musste lachen, der Mann war ein wenig schockiert und blass um die Nase. Antonio hat den Scherz daraufhin schnell aufgeklärt und dem Besitzer den Schlüssel für sein wertvolles Stück ausgehändigt.
Vom Rollstuhl zum vergessenen Auto
Markus Siedl ist seit 2016 Centermanager im Sillpark und war davor vier Jahre Leiter der Haustechnik.
6020:
Was war das Skurrilste, das im Sillpark vergessen wurde? Markus Siedl: Da gab es einiges. Einmal ist bei uns ein Rollstuhl vergessen und nicht wieder abgeholt worden. Vielleicht gab es bei uns im Sillpark eine wundersame Heilung. (lacht) Wir haben ihn auf alle Fälle zum Fundamt gebracht bzw. gerollt. Eine weitere Geschichte: Vor etwa zwei Jahren kam ein Herr zum Infopoint und hat angegeben, sein Gebiss verloren zu haben. Eine Reinigungskraft hat das Gebiss wenig später auf der Toilette gefunden. Der Herr hat das Gebiss sofort als das seinige identifizieren können. Vor einiger Zeit ist uns auch ein offenbar „vergessenes“ Auto in unserer Tiefgarage ins Auge gestochen. Sechs Wochen stand es bei uns, dann haben wir eine Lenkererhebung durchführen lassen. Es gehörte einer Dame aus dem Oberland. Sie hat schlichtweg vergessen, wo sie ihr Auto geparkt hatte, und es nicht mehr gefunden. Sie war heilfroh, dass ihr Auto wieder aufgetaucht ist.
Gab es kuriose Vorkommnisse mit Touristen? Auch. Ein amerikanisches Paar hat bei uns im Sillpark den Schlüssel seines Leihwagens verloren. Sie kamen aus Italien und mussten wieder zurück, weil ihr Flieger Richtung Heimat ging. Deshalb sind sie mit einem Taxi wieder zurück in ihren italienischen Urlaubsort gefahren. Ein paar Tage später haben wir den Autoschlüssel in der Tiefgarage gefunden, und die Leihwagenfirma hat das Auto dann in unserer Tiefgarage abgeholt. Ich vermute, das Ganze ist für das Ehepaar ziemlich teuer ausgefallen.
Ist das Verlieren bzw. Vergessen in eurem Einkaufszentrum Alltag? Absolut. Bei uns gibt es Tagesschließfächer, die wir nach Ende unserer Öffnungszeiten täglich öffnen und ausräumen. Jeden Tag gibt es ein bis zwei Schließfächer, die nicht geräumt wurden. Oft sind es Touristen, die vergessen, ihre in den Fächern verstauten Habseligkeiten wieder mitzunehmen.
Was geht am häufigsten verloren? Geldtaschen, Handys, Schlüssel und Regenschirme, wobei ich sagen muss, dass es nach wie vor viele ehrliche Finder gibt. Das ist sehr erfreulich.
Schwimmflossen und eine Maus
Helmut Larch ist Centermanager in Tirols größtem und ältestem Einkaufszentrum, dem DEZ.
6020:
Was war euer kuriosester Fund? Helmut Larch: Unser kuriosester Fund war eine Schachtel mit einer Maus drin. Vermutlich wurde die Maus kurze Zeit davor bei einem Zoohändler gekauft.
Gab es weitere Fundstücke, die in Erinnerung geblieben sind? Einmal haben wir auf unserem Parkplatz vier Autoreifen entdeckt. Ich glaube, dass die Reifen eher abgelegt als vergessen wurden. Außerdem haben wir schon öfter ein Gebiss gefunden. Ich erinnere mich auch noch an plötzlich aufgetauchte Schwimmflossen. Der Kunde ist wohl ohne seine Flossen „abgetaucht“. (lacht)
Gab es auch wertvolle Fundstücke? Ja. In einem Einkaufswagen ist einmal ein sehr großer Geldbetrag liegengeblieben.
Wie oft wird in einem Einkaufszentrum etwas vergessen? Vergessene Dinge gehören für uns zum Alltag. Ich traue mich zum Beispiel zu behaupten, dass fast jeden Tag jemand seinen Autoschlüssel verliert, aber dann auch schnell wieder von uns zurückbekommt.
Gibt es immer noch viele ehrliche Finder? Ja, da muss ich unseren Kundinnen und Kunden wirklich ein Kompliment machen. Die Zahl der ehrlichen Finder ist sehr groß. Geldtaschen mit Inhalt werden genauso abgegeben wie Fundgegenstände mit niedrigem materiellem Wert, etwa Schnuller oder Stirnbänder. Oft wollen die Finder gar keinen Namen angeben, sondern bestehen darauf, dass wir schnell den „Verlierer“ finden.
Haben Sie auch schon mal was in „ihrem“ Einkaufszentrum verloren? Ja, tatsächlich. Vor kurzem ist mir ein Fünf-Euro-Schein aus der Hosentasche gefallen. Ich habe es gar nicht bemerkt. Ein DEZ-Mitarbeiter hat es gesehen und den Schein zum Infopoint gebracht.