itte nichts eintreten oder kaputtmachen. Und ganz wichtig, bitte auch in keine Steckdose greifen.“ Meine fünf Mitspieler und ich lachen, während uns Perplexxx-Chef Martin Schlechter ernst anschaut. „Für kein Rätsel braucht es körperliche Gewalt. Das muss man vor allem den Männern sagen.“ Vorfreude liegt in der Luft. Bevor es losgehen kann, braucht es eine kurze Einweisung. Schlechter erklärt uns die Spielregeln und zeigt uns als Nächstes verschiedene Vorhängeschlösser und wie deren Codes einzugeben sind. Er wird uns während des Spiels über eine Kamera von draußen beobachten. Alle zehn Minuten können wir uns durch Betätigen eines Knopfs einen Hinweis von ihm holen.
Die Story.
Dann beginnt Schlechter auch schon mit unserer Geschichte: „Ihr seid vor einem halben Jahr nach Innsbruck gezogen.
Die kleine Villa, in der ihr nun wohnt, liegt im Saggen und hat einen traumhaften Blick auf die Nordkette. Nur eine Kleinigkeit geht euch nicht aus dem Kopf. In der Villa gegenüber wohnt ein alter, hagerer Mann. Ihr habt noch nie mit ihm gesprochen, aber irgendwie ist er euch unheimlich. Er ist euch so suspekt, dass ihr angefangen habt, ihn genauer zu beobachten. Jeden Abend um 18 Uhr – auf die Minute genau – verlässt er sein Haus und geht spazieren. Er versperrt zwar die Haustüre, aber den Schlüssel versteckt er immer unter einem kleinen Gartenzwerg, der auf dem Fensterbrett steht. Sein Spaziergang dauert jedes Mal exakt eine Stunde. Es ist nun kurz vor 18 Uhr. Ihr wollt das Geheimnis rund um den alten Mann lüften. Was verbirgt sich in seiner Villa?“
Schlechter öffnet ruckartig eine Tür hinter sich, die ich zuvor gar nicht beachtet habe. Meine Mitspieler stürmen regelrecht in das Zimmer, ich folge. Wir befinden uns in einem altmodischen, liebevoll eingerichteten Wohnzimmer. Irgendwo läuft Jazzmusik. Vorhänge, ein Sofa, mehrere Stühle, ein Klavier, Vitrinen, Bilder an der Wand und einiges mehr, ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Im Gegensatz zu mir haben die meisten meiner Mitspieler Escape-Room-Erfahrung. Sie fackeln nicht lange, öffnen Schubladen, schauen hinter Polster und Bilder. „Das Scrabble-Spiel am Tisch, das bedeutet sicher was“, sagt Theresa. Martin, der Musiker in unserer Runde, inspiziert sofort das Klavier. Wir entdecken Schubladen mit Schlössern dran, haben aber noch keine Ahnung, wo wir die Codes für die Schlösser bekommen.
Achtung!
Nicht weiterlesen, wenn ihr das Spiel „Phobia“ spielen wollt!
Ein Raum, viele Rätsel.
Simon entdeckt in einer Schublade kleine Affenfiguren. Plötzlich ein spitzer Freudenschrei von Theresa. Sie hat das Scrabble-Spiel umgedreht. Dabei sind die Steine auf den Boden gefallen, nur vier Steine nicht, weil sie auf dem Spielbrett festgeklebt sind. Diese vier Steine bilden das Wort SICK. Während ich noch überlege, läuft Theresa zu einer Vitrine und kniet sich auf den Boden. Sie hat schon vor einigen Minuten an einer unteren Schublade ein Schloss entdeckt, bei dem wir Buchstaben eingeben sollen. Alle kommen zusammen und siehe da – der Code stimmt, das Schloss lässt sich öffnen und wir entdecken eine Gummischlange. Was soll das jetzt schon wieder?
Die Zeit läuft.
Die vielen Rätsel überfordern mich etwas. Warum knarrt eigentlich der Boden so? Hat das eine Bedeutung? „Die Bilder an der Wand zeigen die sieben Todsünden“, stellt Franz plötzlich fest.
Ist das für irgendein Rätsel die Lösung? Auf einem Bild über einem Regal sind die berühmten drei Affen zu sehen, die nichts hören, nichts sehen und nichts sagen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie unsere Burschen die Affenfiguren genauso auf dem Regal platzieren, wie sie auf dem Bild darüber dargestellt sind. „Was soll denn das?“, denke ich. Nachdem sie den letzten Affen zurechtgerückt haben, öffnet sich an der Wand plötzlich eine versteckte, kleine Tür, und während alle aufgeregt rumschreien, zweifle ich an meiner Intelligenz. Wer kriecht durch die kleine Tür in den angrenzenden Raum? Alle natürlich und wir freuen uns wie kleine Kinder, dass wir der Lösung des Raums Schritt für Schritt näherkommen.
//Während wir Rätsel um Rätsel lösen, läuft die Zeit. Da ich im Gegensatz zu meinen Mitspielern beim Rätsellösen eher schlecht bin, fühle ich mich dafür zuständig, in regelmäßigen Abständen die verbleibende Zeit kundzutun. Irgendwann sind es nur mehr acht Minuten, bis das Spiel aus ist. Egal, ob wir die finale Lösung haben oder nicht. Alle werden langsam nervös und gehen noch mal durch die zwei Räume. Welches Rätsel ist noch nicht gelöst? Schon seit einigen Minuten dränge ich dazu, dass wir uns Hilfe holen, weil wir es sonst eventuell nicht schaffen.
Das letzte Rätsel.
Haben die zwei Quietschenten eine Bedeutung? Martin und Simon zählen einen Countdown und quietschen gemeinsam. Vielleicht passiert ja was? Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Es passiert nichts. Franz und mir fällt wieder auf, wie sehr der Boden knarrt. Wir haben sogar das Gefühl, dass der Boden minütlich mehr knarrt. Wir vermuten, dass das Auge auf einer versperrten Truhe das letzte Rätsel ist. Meine Mitspieler sind ehrgeizig und wollen es ohne Hilfe schaffen, aber schließlich willigen sie ein, dass wir den Hilfeknopf drücken. Wir bekommen über einen Monitor einen Hinweis und haben das finale Rätsel innerhalb von Sekunden geknackt. Wir freuen uns, als hätte Wacker Innsbruck die Champions League gewonnen.
//„Mei, der nette, alte Mann und wir haben ihm so einen Saustall gemacht“, ruft Theresa und alle lachen. In den zwei Zimmern herrscht jetzt tatsächlich ziemliches Chaos. Sechs Minuten waren noch übrig.
Die Burschen ärgern sich ein wenig, dass wir die Hilfe in Anspruch genommen haben. Vor allem als der Spielleiter durch eine versteckte Tür reinkommt und uns mit Hilfe einer detaillierten Liste erklärt, dass wir ohne die Hilfe eine der besten Gruppen überhaupt gewesen wären. Vielleicht hätten wir es ohne die Hilfe aber auch gar nicht geschafft?
Teambuilding.
Alle reden durcheinander und die nächsten Minuten erzählt jeder von seinen Erlebnissen. Bei sechs Leuten bekommt nicht immer jeder mit, womit der andere gerade beschäftigt ist. Wir löchern den Spielleiter mit Fragen. 15 Rätsel waren es insgesamt. Die Bilder mit den sieben Todsünden hatten keine Bedeutung, ebenso wenig der knarrende Boden, da ist einfach der Boden schlecht verlegt. Wir loben Simon dafür, dass er das Rätsel mit dem Kompass gelöst hat. „Für dieses Rätsel holen sich übrigens die meisten Gruppen einen Hinweis“, wirft Martin Schlechter ein und zeigt uns bei seinen Aufzeichnungen die Statistik dazu. Wir sind noch stolzer auf Simon und sind uns einig, dass wir so bald wie möglich den nächsten Raum gemeinsam lösen wollen. Wir beschließen, den Abend in einem Lokal ausklingen zu lassen. Es ist genauso, wie es uns Schlechter vor dem Spiel prophezeit hat: Die Stunde hat uns als Gruppe zusammengeschweißt, wir haben aneinander ganz neue Seiten entdeckt. Und so ganz nebenbei hatten wir einfach ziemlich viel Spaß.