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APRIL 2019

Spinnenleichen, Rüpel-Chefs und schreiende Kellner – Die TripAdvisor-Community hat Innsbrucks schlechteste Restaurants erkoren. Wir haben herausgefunden, dass das nicht unbedingt stimmt.

Insieme: "HORROR" – Stefan O

Traut man TripAdvisor, ist das Insieme ein Ort, an dem man kuscht, gleich zahlt und mindestens drei Meter voneinander entfernt sitzt. Wir gehen zu zweit hin, um zu provozieren. Der Reisepass ist im Fall unserer Festnahme eingesteckt. Wir bestellen zu zweit (!!) eine Pizza Margerita. Der Mann am Schalter lächelt, tippt den Betrag in die Kasse ein und sagt, dass er uns die Pizza an den Tisch bringt. Am Tisch beginnen wir, Händchen zu halten und herumzuturteln (!!!), bis der Mann mit der Pizza kommt und uns einen guten Appetit wünscht.

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Die Pizza schmeckt gut; wenn man ein Idiot sein will, kann man ein bisschen zu viel Käse bemängeln. Kauend warten wir darauf, dass unser Recht auf Freiheit verletzt wird, aber es passiert einfach nicht. Viel Lärm um nichts – zumindest in diesem Fall. 

Restaurant Cammerlander: "Unfreundlich, überteuert, langweilig" – Sven M

Eines der Restaurants mit der besten Lage in Innsbruck soll eine Drecksbude mit schlechtem Service sein? Nach nicht einmal fünf Minuten steht die Kellnerin schon da. Wieder überkommt mich die Ahnung, dass ein paar Choleriker auf TripAdvisor der Daumen beim Tippen abgerutscht ist. Nach fünf Minuten stehen die Getränke am Tisch, nach fünf weiteren das Essen. Im Service scheint hier nichts „grundlegend schief“ zu laufen, wie eine Nutzerin schreibt – nur der Tisch ist an einer Stelle ein wenig klebrig.

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Der köstliche Burger ist mindestens so saftig wie die Rechnung. Hier zahlt man den Ausblick auf die Häuser der Innstraße mit. Die Rechnung hat die Kellnerin in gut zwei Minuten gebracht. Was soll man sagen?

Restaurant Gemelli: "Das "Q" in Gemelli steht für Qualitätì – Gwai_Hir8 

Mittags im Gemelli bin ich für kurze Zeit der einzige Gast. Der Speiseraum um die Ecke des schummrigen Treppenaufgangs ist etwas heruntergekommen, aber besenrein. Die Kellnerin lässt mich den Platz am Fenster aussuchen. Vor dem Fenster sitzen zwei Tauben. Eine sieht aus, als sei dies ihr Sterbenest.

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Das bestellte Mineralwasser schmeckt etwas nach Zitrone, obwohl keine drin ist. Die Salamipizza steht in fünf Minuten am Tisch und sieht gut aus. Niemand schreit, nur ein Radiosender plärrt traurig aus in die Jahre gekommenen Lautsprecherboxen. Am Rand ist die Pizza knusprig, in der Mitte hat das reichlich zusammenlaufende Fett dem Teig die Konsistenz eines Palatschinkens gegeben.

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Auch wenn sich das Geschmacks-erlebnis in Grenzen hält, bekommt man hier, was auf der Karte steht – „geschmacklos“ ist im Gemelli höchstens das angekleckerte Tischtüchlein.

Fazit

Auf einer TripAdvisor-Restauranttour kann man einiges über Menschen im Internet lernen. Es gibt sie wirklich, die Leute, die sich wahrscheinlich aufregen, dass die Tragetabletts bei McDonald’s nicht vorher in den Tellerwärmer kommen oder dass der S-Budget Kakaokeks bröselt wie der Glauben an die Menschheit nach dem Lesen dutzender Restaurant-rezensionen. Die am schlechtesten bewerteten Restaurants haben ihre Mankos, doch manche Besucher scheinen es zu lieben, ihr Salz nicht nur in ein lasches Gericht, sondern in die Wunden von Restaurantbesitzern mit durchwachsenem Ruf zu streuen.