er sich heutzutage in der Musikwelt behaupten möchte, sollte anders sein. Oder beständig. Genau wie das Tiroler Symphonieorchester (TSOI), das bereits seit 1893 musiziert, ins Ohr geht und bleibt. „Wir sind ein sehr internationales Orchester, in dem 17 verschiedene Nationalitäten spielen“, sagt Chefdirigent Francesco Angelico. Seine Truppe beschreibt er als „sympathisch, schwungvoll und hochmotiviert“.
//Der gebürtige Sizilianer hat Cello studiert, ist Träger bedeutender Musikpreise und seit drei Jahren wohnhaft in der Stadt. „Nach dem Studium habe ich angefangen zu dirigieren und das hat mich hierher nach Innsbruck gebracht“, erzählt der 37-Jährige. Die Stadt gefällt ihm, Skifahren hat er auch gelernt. Viel öfter als auf der Piste sieht man Angelico jedoch bei einem Konzert. Er lebt und liebt die Klassik. „Während ich dirigiere, spüre ich nur die Musik. Wenn ich an etwas anderes denke, heißt das, dass ich nicht ganz bei der Sache bin. Das ist kein gutes Zeichen.“
Verstaubtes Image.
Das TSOI wurde 1893 von Martin Spörr, einem Innsbrucker Musiklehrer, gegründet. Damals wie heute wirkt das Orchester an vielen Theater- und Opernproduktionen mit. Doch mit dem Erreichen von Jung und Alt hat die Klassik so ihre Probleme. Hartnäckig hält sich das Klischee, klassische Musik sei nur etwas für elegant gekleidete, ältere Menschen, die Musik selbst sei langweilig und schwer zu verstehen.
Francesco Angelico kennt das Problem: „Als ich jung war, habe ich zum Beispiel keine Popmusik gehört, und ich bin sicher, es gibt auch heute Jugendliche, die lieber Schumann und Brahms hören. Aber die Mehrheit hört Pop, Rock oder eine andere Art von Musik und das finde ich auch richtig so.“ Dennoch versucht das Tiroler Symphonieorchester, junge Tiroler für die klassische Musik zu begeistern: „Wir veranstalten Gesprächskonzerte oder offene Proben, zu denen wir zum Beispiel Schulklassen einladen. Dann sprechen wir gemeinsam über die Musik. Das ist immer sehr spannend.“
Verjüngungskur mit Schönheitsfehlern.
So ganz will das Verjüngungs-Konzept aber (noch) nicht, wie der Besuch beim „saitenSPIEL“ Anfang März in der Bäckerei zeigte. Zu hören gab es die Harfenistin Magdalena Hoffmann und den Geiger Martin Yavryan, zwei Musiker des Tiroler Symphonieorchester. Mit geschätzten 150 Gästen war die Veranstaltung gut besucht, überwiegend jedoch von älteren Musikliebhabern.
Mit dem „Ungarischen Tanz Nr. 5“ von Johannes Brahms ging es los. Was folgte, waren rund 60 Minuten Klassik mit Geige und Harfe. In ihrem roten Top und Jeans wirkte die deutsche Musikerin Magdalena Hoffmann extrem unprätentiös für eine erfolgreiche Solo-Harfenistin, Dozentin am Tiroler Landeskonservatorium sowie nationale und internationale Musikpreisträgerin.
Einen ähnlichen Eindruck erweckte der aus Armenien stammende Geiger Martin Yavryan, der im legeren blauen Karohemd vor das Publikum trat. Fazit des Abends: Es war gemütlich und zwanglos. Die jungen Menschen können kommen.
Nächste Termine
Wer neugierig geworden ist und bei einer „Klassik Lounge“ in der Bäckerei vorbeischauen möchte, der hat am 26. April die nächste Möglichkeit. Unter dem Titel „OSTwärts“ wird ein Geigentrio auftreten. Die Türen der Bäckerei in der Dreiheiligenstraße öffnen um 19.30 Uhr, gespielt wird ab 20.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, wer möchte, darf etwas spenden. Das Besondere am Live-Act: Es wird nicht nur musiziert, sondern auch erzählt. Eine Geschichte rund um das Thema des Abends, verpackt in ein Quiz. Am Ende der Veranstaltung haben die Zuschauer die Chance, zwei Freikarten für das nächste Symphoniekonzert des TSOI zu gewinnen.