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SEPTEMBER 2014

Kino

Verborgene Künstlerin

„Finding Vivian Maier“ ist eine Dokumentation über die gleichnamige exzentrische Fotografin. Zeitlebens unentdeckt geblieben, arbeitete sie als Kindermädchen und schoss dabei Fotos, die inzwischen zu den besten des vergangenen Jahrhunderts zählen.

Foto: Filmladen Filmverleih & R.P. Productions

 

J

ohn Maloof ist amerikanischer Fotograf und Filmemacher. Als leidenschaftlicher Sammler von Obskuritäten ersteigerte er 2007 in einem Auktionshaus eine unscheinbare Kiste, die bis oben hin mit Foto-Negativen angefüllt war. Nähere Informationen dazu waren zunächst nicht zu finden.

 

Obsessive Spurensuche.

Aus purer Neugierde ließ Maloof einige der Fotos entwickeln und hielt bald Unglaubliches in Händen. Zu sehen waren Alltagsszenen des American Way of Life von einer Güte, die der von Größen der amerikanischen Street-Fotografie um nichts nachstand. Doch wer war verantwortlich für die Negative? Das einzige, das Maloof zunächst herausfinden konnte, war ein Name: Vivian Maier. Wer diese Frau war und warum sie keiner kannte, blieb weiter im Verborgenen. Dieses Rätsel zu lösen, wurde für John Maloof zunehmend zur Obsession, die er mit seiner filmischen Dokumentation „Finding Vivian Maier“ begleitet. Stück für Stück endeckt er damit sich und dem Zuseher eine einzigartige Künstlerbiografie.

Große geheime Leidenschaft.

Vivian Maier war 25, als sie 1951 nach New York zog. Die nächsten 40 Jahre arbeitete die Frau als Kindermädchen. Neben dieser Tätigkeit pflegte sie eine große Leidenschaft, an der sie jedoch niemanden teilhaben ließ: Als begeisterte Amateur-Straßenfotografin schoss sie mit künstlerischem Auge hunderttausende Fotos ihrer Stadt, der Menschen und des Alltags, die nie veröffentlicht wurden. Zunehmend exzentrisch starb Vivian Maier verarmt und einsam in den Neunzigerjahren, ohne dass ihre Leidenschaft und ihre Kunst je publik geworden wären.

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Inzwischen wird Vivian Maier – vielen erfolgreichen Fotoausstellungen sei Dank – in einem Atemzug mit Lisette Model, Diane Arbus oder Helen Levitt genannt. Ihr posthumer Ruhm wird über „Finding Vivian Maier“ sicher weiter wachsen, genauso wie das Vermögen John Maloofs. Er hat inzwischen einen Großteil der noch auffindbaren Filme und Negative Maiers aufgekauft und vermarktet Abzüge davon in kleinen Auflagen, allerdings mit großem kaufmännischem Geschick.