ber mangelnde Aufmerksamkeit braucht sich Subkultur global gesehen nicht zu beklagen: Weltweit veröffentlichen Musiklabels musikalische Perlen aus den tiefsten Tiefen der Plattenfirmenarchive, von peruanischer Psychedelic der Sechziger über thailändischen Funk aus der Ära des Vietnamkriegs bis hin zu afrikanischem New-Wave der Achtziger. Auch an Literatur zu den speziellsten Sparten des Undergrounds gibt es keinen Mangel: von HipHop über Voguing bis hin zum modernen Hippietum findet sich kaum ein Bereich der Underground-Kultur, der nicht in Diplomarbeiten, Internet-Fanzines und Nachschlagwerken umfassend behandelt wird.
//Mühsam wird es erst, wenn man sich der Subkultur auf regionaler Ebene nähern will: Hier fehlen meist nicht nur wichtige Informationen, sondern vor allem auch die geeigneten Vermittlungsorte. Wer je versucht hat, sich dem Thema in öffentlichen Stadtarchiven zu nähern, weiß von den Schwierigkeiten.
Auffinden nichtbürgerlicher Kultur.
Zumindest für Innsbruck soll das in Zukunft anders werden: Die beiden Kulturveranstalter
und Journalisten Albrecht Dornauer und Maurice Munisch Kumar konnten unter dem Projekttitel „archive IT“ über die Innsbrucker stadt_potenziale 2014 erfolgreich Fördergelder für ein Subkultur-Archiv lukrieren. Das Ziel des Archivs, das unter www.subkulturarchiv.at ab Herbst mit regelmäßig upgedatetem Inhalt online gehen soll, ist eine genaue Aufarbeitung der Innsbrucker Underground-Kultur von 1955 bis 2000. Gefunden werden sollen dabei unter anderem die jeweiligen Kulturprotagonisten und „Orte, die erkämpft wurden mit dem Ziel, eine Kultur zu schaffen, die nicht bürgerlich, konservativ bis reaktionistisch ist, sondern eine Alternative zur alltäglichen Realität bietet“.
Sisyphus-Arbeit.
Das Auffinden ehemaliger Kulturschaffender, das Wiederentdecken längst vergessener Veranstaltungsorte und das Suchen von verborgenem Material (Flyer, Fotos, Filme etc.) ist dabei eine echte Sisyphus-Arbeit, die nicht selten in andere Städte führt.
Wer zum Beispiel Informationen zur Innsbrucker Punk-Szene und dem Bogenlokal „Akt“ (jetzige „Tante Emma“) der Achtzigerjahre sucht, wird eher in Wien fündig: Dorthin hat es viele Protagonisten der Szene nach den berühmt-berüchtigten Aktionstagen in den Achtzigern verschlagen. Auch wer nach der „Tangente“ forscht, dem „Komm“, dem „KOZ“, dem „Desinfarkt“ und der Kulturzeitschrift „tamtam“, wird den langen Informationsweg über Bekannte und Bekannte von Bekannten einschlagen müssen.
Erste Präsentation Ende September.
Genau auf diesen Weg haben sich Albrecht Dornauer und Maurice Munisch Kumar nun begeben. Das Ziel ist, eine andere Geschichte der Stadt Innsbruck darzustellen, zu zeigen, dass die Subkultur Innsbrucks zu einem guten Teil dazu beigetragen hat, dass die Stadt Innsbruck heute so ist, wie sie ist. Eine erste Präsentation des Archivs findet am 27. September ab 19 Uhr in der Innsbrucker „Bäckerei“ statt.
Subkultur-Archiv.
Wer Informationen, Flyer, Plakate, Platten, Kassetten, Magnetbänder, Fotos, Zeitungsartikel oder sonstiges Material zum Thema besitzt, wer glaubt, selbst einen wertvollen Informations-Beitrag leisten zu können oder Personen kennt, die das tun könnten: Das Subkultur-Archiv ist unter [email protected] dankbar für jeden Hinweis.