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er Konflikt um Downhill-Mountainbiker auf den Wald- und Wanderwegen rund um Innsbruck ist seit Jahren ungelöst. Trauriger Höhepunkt – aus Sicht der Biker – ist der Beförderungsstopp von „Downhill- und Freeridebikern“ auf den Linien J und 6 durch die IVB seit April vergangenen Jahres. Damit ging die Szene ihres Innsbrucker Hausberges verlustig. Denn der Paschberg im Süden der Stadt war dank IVB-Anbindung vor allem für Anfänger und auch für Feierabendrunden perfekt geeignet. Der zunehmende Wildwuchs an Abfahrten querfeldein und die wachsende Zahl an Aktiven riefen jedoch andere Waldbenutzer, wie Wanderer, Bauern und Jäger, auf den Plan, die sich und die Natur durch die Downhiller gefährdet sahen.
Wanderer vs. Biker.
Das Problem wurde dadurch jedoch nicht gelöst, sondern es verteilte sich. In der Hungerburgbahn auf der Nordseite der Stadt stieg die Zahl der Biker sprunghaft an. Sie haben nun vor allem die Wege oberhalb Höttings und Mühlaus für sich entdeckt. Auch über Sadrach und Mentlberg spitzte sich die Lage seither zu. Kaum ein Wandersteig, der nicht auch Profilspuren der dicken Mountainbikereifen aufweist. Wie erhitzt die Gemüter sind, zeigen Akte zweifelhafter Selbstjustiz durch Spaziergänger. Waldwege werden absichtlich mit Ästen und Baumstämmen verlegt, um Bikern die Abfahrt zu verunmöglichen. Dass darunter auch andere Nutzer leiden, scheint die berüchtigten „Steckerlleger“ nicht zu stören.
Dass Biker im Falle eines Sturzes Verletzungen erleiden könnten, nehmen sie ebenso billigend in Kauf.
Lösungen lassen auf sich warten.
Seit Jahren verspricht die Politik Lösungen für den Nutzungskonflikt. Doch bis heute blieb sie diese schuldig. Verweise auf den Nordkette Singletrail und seinen tiefer gelegenen Appendix, den Hungerburgtrail, als legale Alternativen sind müßig. Der Nordkette Singletrail ist für Durchschnittsbiker schlichtweg unfahrbar, weil zu steil und zu schwierig. Sein kurzer Fortsatz in Richtung Stadt, der Hungerburgtrail, liegt wiederum seit Jahren mangels Wartungsarbeiten im Dornröschenschlaf. Einzig sichtbare Maßnahme der Stadt bisher: Die Einfahrten zu zahlreichen illegalen Trails wurden in den vergangenen Monaten mit Fahrverbotstafeln versehen. Eine kreative Art der Beschilderung für Ortsunkundige, ätzt man darüber in der Bikerszene. Denn aufhalten lässt sich davon kaum jemand.
Und täglich grüßt der Lanserkopf.
Im Zuge des Protestes gegen das Beförderungsverbot durch die IVB bildete sich mit der Mountainbike Initiative Tirol (MIT) eine Interessengemeinschaft, die seit dem Vorjahr gemeinsam mit Stadtpolitik und Forstamt an einer langfristigen Lösung für Biker am Paschberg arbeitet. Doch die Mühlen mahlen langsam, wie Roland Hofer von der MIT erzählt: „Die Verhandlungen mit den Grundbesitzern ziehen sich, aber wir sind auf einem guten Weg.“ Das Konzept für eine legale Downhillstrecke am Lanserkopf haben Hofer und seine Mitstreiter fertig in der Schublade: „Die Streckenführung soll im August abgesegnet werden, geplanter Baubeginn ist im Frühherbst 2014.“ Doch noch fehlen Unterschriften der Grundbesitzer, und auch die Amraser Bauern, die vom Projekt betroffen wären, haben noch nicht zugestimmt. Ob der Zeitplan gehalten werden kann, steht daher in den Sternen. Geplant wäre eine 1.800 Meter lange Strecke, die praktisch ganzjährig – veranschlagt sind 42 Wochen – geöffnet sein soll. Der Biketransport soll via IVB-Linie J sowie über einen eigenen Bikeshuttle-Bus der IVB erfolgen. Die Benützung der Strecke, die von der MIT erhalten werden soll, wäre kostenlos. Allein der Shuttlebus wird kostenpflichtig sein. Hierzu soll ein eigenes IVB-Ticket für Biker geschaffen werden, die normale Jahreskarte wird beispielsweise nicht gelten. „Die Stadt hofft, dass rund 70 % der Biker dieses legale Angebot nutzen werden“, so Hofer über die Erwartungshaltung der Verantwortlichen. Ob dieses hochgesteckte Ziel realistisch ist, bleibt dahingestellt.
Seit Jahren verspricht die Politik Lösungen für den Nutzungskonflikt. Doch bis heute blieb sie diese schuldig.
Große Szene, kein Angebot.
Wie groß die Szene mittlerweile ist, zeigt der Andrang beim einzigen und mittlerweile legendären Rennen Innsbrucks, dem spark7 Nordkette Downhill.PRO, das heuer am 30. August stattfinden wird. Alljährlich trifft sich dabei die Weltelite des Sports und bei gutem Wetter säumen tausende Zuseher die berüchtigte Strecke unterhalb der Seegruben-Bahn. Warum eine Stadt, deren umliegende Berge flächendeckend mit Seilbahnen erschlossen sind, es nicht schafft, im Sommer ein adäquates Angebot für Mountainbiker zu schaffen, sorgt bei den Profisportlern für Kopfschütteln. Der regierende Weltmeister aus Südafrika, Greg Minaar, attestierte Innsbruck bei seinem Besuch gar das Potenzial, zur Bikehauptstadt Europas zu werden. Warum man diese Chance ungenutzt lässt, sei für ihn nicht nachvollziehbar.
Pläne für die Zukunft.
Dabei gäbe es durchaus Pläne für legale Bikelösungen auf den Bergen rund um Innsbruck, die aber allesamt noch weit von einer Umsetzung entfernt sind.
So soll der geplante Neubau der Umbrückleralm auch für Mountainbiker, die nicht nur auf Forstwegen unterwegs sind, erschlossen werden. Die groß angelegte Bergbahnstudie im Auftrag der Stadt nennt ebenfalls Biker als lohnende Zielgruppe und weist das westliche Mittelgebirge mit Muttereralm und Axamer Lizum als dafür geeignetes Terrain aus. Und seit dem Rückkauf der Patscherkofelbahn werden auch die Stimmen einer sommerlichen Bikenutzung am Innsbrucker Hausberg immer lauter. Konkreter, so wird gemunkelt, sind lediglich die Pläne zur Revitalisierung des Hungerburgtrails. Bis es allerdings so weit sein wird, heißt es für die Mountainbiker weiter: Bitte warten!
MIT
Die Mountainbike Initiative Tirol versteht sich als Interessenvertretung der Downhill- und Freerideszene Innsbrucks und arbeitet an einer langfristigen Bikelösung am Paschberg. Infos dazu gibt es auf ihrer Facebook-Seite „MIT Mountainbike Initiative Tirol“.