s ist eine allgemein anerkannte Tatsache, dass eine musikaffine Person im Besitz einer anständigen Soundanlage nichts dringender braucht als eine vielfältige Plattensammlung. Diese soll nämlich als Soundtrack für alle Lebenslagen dienen. Wem beispielsweise eine Errungenschaft epischen Ausmaßes gelingt, wie das Bestehen einer sauharten Prüfung oder ein neuer Rekord beim Joggen oder Badewannenschrubben, dem sei dabei eine bombastisch erklingende Kopfkinomusik zu empfehlen. Die Großartigkeit oder Banalität des zu zelebrierenden Ereignisses ist dabei eigentlich irrelevant, Hauptsache, man gönnt sich hymnische Klänge, um den eigenen gesunden Größenwahn zu zelebrieren. Zu diesem Zweck haben die Musen kreative Menschen zur Erschaffung des Heavy Metals inspiriert – und so geschah es auch bei Liquid Steel, einer fünfköpfigen Band mit prächtigem
Langhaar, deren Mitglieder aus allen Teilen Tirols stammen.
Mut zur Übertreibung.
Ihre Songs zeichnen sich durch harte Gitarrenriffs, mitreißende Melodien, galoppierende Rhythmen und Falsetto-Gesang bzw. „Eierkneifzeugs“ (Zitat Julius) aus und folgen nicht zwangsläufig dem klassischen Strophe-Refrain-Strophe-Schema. „Wir mögen klassische Heavy-Metal-Bands wie Black Sabbath, Judas Priest oder Iron Maiden und diesem Einfluss können und müssen wir uns nicht entziehen“, erklärt Gitarrist Julius. Er verweist auch auf aktuelle Trends der Metal-Szene, wo neue, junge Bands den traditionellen Heavy Metal aus Großbritannien neu interpretieren, was die fünf Burschen sehr erfreut. Sänger Fabio: „Wir wollen aber nicht bloß auf diesen Zug springen, der Sound liegt uns einfach, egal, ob Trend oder nicht.“
Dabei erfüllt Liquid Steel auch optisch alle wichtigsten Genrekriterien: Lange Haare, starke Posen in der Windmaschine und Nietenarmbänder. Was für Außenstehende vor allem auf der Bühne als bombastischer Pathos rüberkommt, gehört zum Gesamtkonzept: „Ein Metaller will durch seine großen Gesten möglichst viele Menschen erreichen, Übertreibung ist Teil der Show“, weiß Fabio, schließlich lautet das Credo: „larger than life“. Das macht Liquid Steel Spaß, dementsprechend authentisch kommt ihre Show auch rüber.
//Erfreulich ist bei all der Megalomanie dennoch die fröhliche Unkompliziertheit, die die Bandmitglieder abseits der Bühne und in manchen YouTube-Videos an den Tag legen: „Wir nehmen uns persönlich nicht allzu ernst, unsere Musik dafür schon“, betonen die Bandmitglieder immer wieder. Der freundschaftliche Zusammenhalt untereinander ist sehr stark,
Aufgenommen wurde das neue Album direkt in ihrem Proberaum, den sie liebevoll als „Cave of Steel“ bezeichnen.
Probleme werden immer in Ruhe ausdiskutiert. „Wir genießen die Zeit auf der Bühne und haben riesen Spaß am Livespielen, auch, wenn es bei einem Konzert einmal nicht zu 100 Prozent läuft“, sagt Martin. Ihr musikalisches Handwerk beherrschen die Musiker aber nahezu meisterhaft. Dabei hat niemand in der Band das jeweilige Instrument in einer Musikschule gelernt. Das Geheimnis der Autodidakten: üben, üben, üben. Schnelle Gitarrensoli sind für jeden ambitionierten Gitarristen immer auch eine Frage der Hartnäckigkeit.
Wie Klassik, aber mit E-Gitarren.
Liquid Steel formierte sich vorerst als Coverband im Jahr 2009, 2012 folgte ihre erste EP „Scream“ mit eigenen Songs, 2014 kam das Album „Fire In The Sky“ raus. Der Produzent Patrick W. Engel, eine wahre Größe in der Underground-Metalszene, unterstützte sie dabei. Aufgenommen wurde das Album direkt in ihrem Proberaum, den sie liebevoll als „Cave of Steel“ bezeichnen. Seit 2013 treten sie in der aktuellen Formation auf und haben auf unzähligen
Auftritten viel Erfahrung sammeln können, vom Dachboden-Gig bis zu ausverkauften Konzerten und Festivals. „Wir können zwar nicht von unserer Musik leben, aber sie ist unser Lieblingshobby, unsere größte Leidenschaft“, sagt Dominik. Trotzdem haben Liquid Steel hochprofessionelle Ansprüche, die sie vor allem sich selber stellen: Gemeinsam geprobt wird zweimal die Woche, live gespielt alle zwei bis drei Wochen.
//Für Release und Vermarktung des neuen Albums „Midnight Chaser“ entschloss sich die Band gegen einen Label-Vertrag. Aufgenommen wurde ihr neuestes Werk in einer zweimonatigen Produktionsphase im abgeschiedenen Alpbachtal, die neun Songs auf dem Tonträger sind noch lauter, härter … und lauter als ihre Vorgänger. Diesmal nahmen sich die Metaller auch Zeit für eine Pre-Production: Die Songs wurden aufgenommen, gemeinsam mit dem Produzenten durchanalysiert und noch verfeinert. Das Management hat die Band übrigens nicht nur selbst in der Hand, sondern von der Gig-Planung bis zum Steel-echten Artwork für Covers, T-Shirts und Patches komplett durchkonzipiert.
Letztere sind speziell bei der individuellen Gestaltung einer Kutte, quasi der Metaltracht, unabdingbar. Ob der „Midnight Chaser“, jener dämonische Muskelbiker, der das neue Album zieren wird, das Zeug zum Bandmaskottchen hat, ist noch zu klären, aber laut Band kein Muss. Wichtig sei das comichafte Weltuntergangthema mit Helden aber allemal, es stammt passenderweise vom Osttiroler Grafiklabel EPIC Design von Emanuel Pichler. „Er hat unsere Idee perfekt umgesetzt“, lobt Julius. Der epische Held ist eine zentrale Figur in den Heavy-Metal-Liedern, so auch bei Liquid Steel: Mal ist er ein sagenumwobener Ritter, mal ein Samurai oder Einzelkämpfer, der gegen seine Widersacher aufbegehrt. Dabei dient die Musik als Erzählelement der Heldentaten: Manchmal mitreißend und schnell, dann wieder andächtig und balladenhaft. Wunderbarer Aufputschsound. „Die bombastischen Klänge des Heavy Metals unterscheiden sich im Wesentlichen gar nicht so sehr von der klassischen Musik von Bach, Beethoven oder Wagner“, findet Fabio. Gar nicht auszudenken, was diese Herrschaften mit einer elektrischen Gitarre angestellt hätten.
„Ein Metaller will durch seine großen Gesten möglichst viele Menschen erreichen, Übertreibung ist Teil der Show.“
Fabio
Die Musik von Liquid Steel in Worten
Schwermetall
Wo treten Liquid Steel auf?
Bislang haben sie den gesamten Alpenraum von der Schweiz über Südtirol und Bayern bis Wien bespielt und waren auf Festivals Support von Heavy Metal-Größen wie U.D.O., Primal Fear und Blaze Bayley. Derzeit planen sie eine Tour im europäischen Osten.
Bekanntheitsgrad:
9 von 10 Noten
Bandmitglieder:
Julius Jazzer: Gitarre
Fred Shred: Gitarre
Martin Hurricane: Drums
Fabio Steele: Gesang
Dominik Monte Öf Death: Bass
Alle Infos unter
www.liquidsteel.at