Die harten Fakten
Ein 50-Gramm-Riegel enthält je nach Sorte 180 bis 190 Kalorien, 10 Gramm Eiweiß, 5 bis 6 Gramm Fett und 16 bis 18 Gramm Zucker.
Wie schmeckt’s?
Das vollkommen ehrliche 6020-Urteil: gut! Die Grillen sind weder geschmacklich noch in der Konsistenz bemerkbar. Alle drei Sorten erinnern an ganz normale, nicht sehr süße Energieriegel. Unser Favorit: Red Berries.
Erlaubt?
Ab 2018 werden Insekten als Nahrungsmittel in der EU erlaubt sein. Bislang musste man im jeweiligen Land einen Antrag auf Zulassung stellen.
nsekten als Nahrungsmittel sind keine Breaking News. Schon gar nicht für jene 80 Prozent der Welt, wo es normal ist, Grillen, Raupen oder Heuschrecken zu essen. Europa und Nordamerika sind in dieser Hinsicht immer noch zimperlich, auch wenn diverse Studien und Prognosen längst bescheinigen, dass an alternativen Eiweißquellen abseits von Huhn, Schwein und Rind in der Zukunft nichts vorbeiführen wird.
//Wenn sich Daniela Falkner (33) und Katharina Putzer (26) dieser Tage mit Freunden oder Kollegen unterhalten, drehen sich die Gespräche immer öfter um genau dieses Thema. Die Tiroler Ernährungswissenschaftlerinnen haben gemeinsam mit Timo Bäcker und Christopher Zeppenfeld, den Initiatoren von „Swarm Protein“, Insektenriegel entwickelt, für die aktuell gerade eine Crowdfunding-Kampagne läuft.
Vor-Ort-Recherche.
„Mich hat das Thema sofort fasziniert“, erzählt Daniela, die Timo und Christoph seit der gemeinsamen Schulzeit kennt. Die beiden Start-up-Unternehmer, die von Köln aus arbeiten, waren Ende 2015 drei Monate lang durch Südostasien gereist. Das Ziel dieses Trips: Insekten zu finden, die sich für moderne Sportriegel eignen, dem europäischen Gaumen munden und nachhaltiger sind als vergleichbare Produkte.
//Nachdem sich Timo und Christoph durch diverse Krabbeltiere gekostet hatten, entschieden sie sich für Grillen.
„Grillen werden von Kleinbauern in Thailand sehr unkompliziert gezüchtet, haben hervorragende Nährwerte und können als Pulver verarbeitet einfach und hygienisch nach Europa transportiert werden“, erklärt Daniela, die als Ernährungsexpertin hinzugezogen wurde. Der relativ neutrale Geschmack dieser Eiweißquelle war natürlich auch ein Argument.
Eiweiß, Vitamine, Ballaststoffe.
Die Rezeptur für die ersten drei Sorten (Red Berries, Chia Hazelnut und Raw Cacao), mit denen „Swarm Protein“ startet, hat Daniela gemeinsam mit dem Hersteller, der die Eiweißriegel produziert („den Namen darf ich leider nicht sagen“), entwickelt. Stets im Blick: die Nährstoffbilanz.
//„Grillen sind eine hochwertige Eiweißquelle, weil sie alle essenziellen Aminosäuren enthalten, außerdem sind sie reich an Vitamin B12 und liefern Ballaststoffe“, fasst Katharina, die als zweite Ernährungswissenschaftlerin an Bord geholt wurde, die Vorteile zusammen. Das Grillenmehl wird für die Riegel unter anderem mit Datteln (die Hauptzutat), Leinmehl, Rosinen, Haferflocken und Agavendicksaft vermischt. Daniela: „Uns war einerseits wichtig, dass die Nährstoff-Zusammensetzung des Riegels genau den Bedürfnissen des Körpers nach einem intensiven Training entspricht, andererseits legen wir Wert auf natürliche, echte Zutaten, die auch gut schmecken.“
„Grillen sind eine hochwertige Eiweißquelle.“
Katharina Putzer
Eine Frage des Muts.
Mit freiem Auge erkennen oder herausschmecken kann man das Grillenpulver nicht. Das Problem, das manche Konsumenten mit Insektenprodukten haben, ist eher ein psychologisches. „Grundsätzlich bin ich überrascht, wie offen die meisten gegenüber der Idee sind. Sobald man den Leuten sagt, dass man die Grillen im Riegel nicht erkennt, probieren ihn eigentlich fast alle. Bis jetzt ist mir nur eine Person begegnet, die sich nicht getraut hat“, sagt Daniela. Unter den Fans sind übrigens auch Vegetarier, die sich mit dieser Form des tierischen Eiweißes gut abfinden können.
//Bei der Auswahl der Sorten für das Start-Sortiment war das „Swarm“-Team bewusst vorsichtig. „Wir wollten, dass zumindest die Geschmacksrichtungen den Leuten bekannt sind – Beeren, Kakao, Nüsse. Es reicht schon, dass die Eiweißquelle exotisch ist, da müssen wir die Gaumen nicht noch zusätzlich überfordern“, meint Daniela und schmunzelt, „was der Bauer nicht kennt und so.“
Und die Ökobilanz?
Grillen aus Thailand sollen nachhaltig sein? Ja, weil sie bei ihrem Wachstum extrem wenig Energie verbrauchen. Selbst wenn man den Transport nach Europa einrechnet, haben Grillen immer noch eine viel bessere Ökobilanz als andere tierische Eiweißquellen.
Das Crowdfunding
Derzeit läuft eine Crowdfunding-Kampagne, um die erste große Produktion von „Swarm Protein“ zu finanzieren. Die Details dazu findet man auf www.swarmprotein.com.
„Sobald man den Leuten sagt, dass man die Grillen im Riegel nicht erkennt, probieren ihn eigentlich fast alle.“
Daniela Falkner