„Ich mache die Arbeit für Cognac & Biskotten seit nunmehr 20 Jahren ehrenamtlich neben meinem Brotberuf.“
Thomas Schafferer
Cognac & Biskotten, das ist zum einen ein extrem wandelbares Literaturmagazin, das seine Fangemeinde mit immer neuen Themen, Trägermedien und Präsentationsorten erfreut. Mittels Ausschreibung werden zu einem bestimmten Thema Texte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum gesucht, ausgewählt und einem breiten Publikum zugänglich gemacht – die Bekanntheit oder Unbekanntheit der Autoren spielt dabei keine Rolle. Zum anderen ist Co & Bi aber auch ein Literaturclub, der mittels Verlagstätigkeit und verschiedener Veranstaltungsreihen eine offene Plattform für all jene sein will, die in ihrer künstlerischen Arbeit eine ebensolche brauchen.
Wie und warum wurde Cognac & Biskotten gegründet? Thomas Schafferer: Damals habe ich nach einer Publikationsmöglichkeit für eigene Texte gesucht. Es gab in dieser Zeit, also Mitte bzw. Ende der 1990er-Jahre, nicht gerade ein großes Angebot für junge Autoren in Tirol, ihren Arbeiten mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Das, was es gab, wurde nicht wirklich wahrgenommen. Also lag es auf der Hand, sich selbst so eine Möglichkeit zu schaffen.
Wie ging es dann weiter? Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Produktion einer TV-Sendung“ an der Uni Innsbruck habe ich zu dieser Zeit an einem TV-Format mitgebastelt und die produzierte Probesendung dann auch mitmoderiert. Daraus ist die Idee des Live-Leseformates für Cognac & Biskotten geworden. Die ersten Ausgaben des Magazins waren ganz einfache kopierte Hefte, ein gewisser Trashfaktor war also von Anfang an dabei. Auch, weil es 1998 noch nicht so einfach war wie heute, selber ein professionelles Layout zu entwerfen und ein Hochglanzmagazin drucken zu lassen.
Gibt’s eine Geschichte zum Namen des Magazins? Für die erste Ausgabenpräsentation gab es die Überlegung, das Duo Stermann und Grissemann als Stargäste einzuladen. Ich habe mir mit Cognac Mut angetrunken und Christoph Grissemann angerufen. Er hat abgesagt, der Cognac ist als Teil des Namens aber geblieben.
Woher stammt die Idee, jeder Magazinausgabe ein eigenes Format zu geben? In der Anfangszeit von Cognac & Biskotten habe ich viel mit jungen Musikern zusammengearbeitet und unter anderem Musikkollagen gestaltet. Irgendwie hat es sich dann ganz natürlich ergeben, dass unsere dritte Ausgabe eine Audiokassette wurde – das war die logische Zusammenführung von Musikkollage und Literatur. Als dann klar wurde, wie gut diese Idee funktioniert, war es genauso logisch, auf diesem Weg weiterzumachen, und so wurde seit damals jedes Mal das Format gewechselt – aber nicht nur das. Thema, Format und Präsentationsort sind zu einer Art Gesamtkunstwerk zusammengewachsen, das ist das Besondere an Cognac & Biskotten.
Was war dein Highlight? Ein Höhepunkt war die „Literarische Straßenbahn“, die zwischen 2007 und 2008 ein halbes Jahr in Innsbruck unterwegs war und im Rahmen einer Lesung während der Fahrt und in der IVB-Remise vorgestellt wurde. Momentan halten wir übrigens bei 39 Ausgaben, Ausgabe 40 ist in Arbeit. Das Thema lautet Kampfgeist, das Format wird die literarische Fahne sein. Die Präsentation findet am 2. Dezember im Waffenarsenal im Innsbrucker Zeughaus statt.
Wie ist der Literaturclub entstanden und was macht er? Der Club hat sich durch die Autoren entwickelt, die in den Ausgabenpräsentationen herausgestochen sind und auf die Cognac & Biskotten dann zugekommen ist – oder umgekehrt – und die gepusht werden wollten oder sollten.
Aus diesem Ansatz sind dann verschiedene Reihen entstanden, zum Beispiel Co & Bi Talente, Co & Bi Raritäten oder Co & Bi Gränzgänge, um nur die letzten drei zu nennen. Teil des Literaturclubs ist auch der Verlag pyjamaguerilleros* mit derzeit mehr als 20 Publikationen aufstrebender Literaten, von denen einige bereits an Bestsellerzahlen kratzen.
Was wünscht sich Cognac & Biskotten zum Geburtstag? Ich mache die Arbeit für Cognac & Biskotten seit nunmehr 20 Jahren ehrenamtlich und mit voller Begeisterung – neben meinem Brotberuf. Wie bei einem Bandprojekt gab es im Laufe dieser Jahre viele Begleiter auf Zeit. Es wäre schön, wenn sich wieder ambitionierte und begeisterungsfähige Menschen fänden, um gemeinsam unsere Mischung aus Berührung, Inspiration und Unterhaltung weiterzuentwickeln. Das ist der eine Wunsch.
Und der andere Wunsch? Der andere Wunsch ist ganz schnell formuliert: Mehr Wertschätzung von Seiten der Öffentlichkeit und von Seiten der öffentlichen Hand. Wo immer ich Cognac & Biskotten im Ausland vorstelle, ernte ich größte Anerkennung – aber im eigenen Land sieht es mager aus. Es wäre schön, wenn nach 20 Jahren inspirativer Kulturvermittlung Fördergelder für zumindest eine Halbtagsstelle bereitgestellt würden.
Vielen Dank für das Gespräch.
„Ein Höhepunkt war die literarische Straßenbahn, die zwischen 2007 und 2008 ein halbes Jahr in Innsbruck unterwegs war.“
Thomas Schafferer